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Die Grundstücke und Häuser der Pécser Budaer Vorstadt – Vorwort

In Pécs hat sich in den letzten 40 Jahren – nach der Befreiung beginnend – die Bevölkerung verdoppelt. Dies erforderte – zusammen mit anderen Faktoren – eine beschleunigte Investition und Entwicklung, den Wohnungsbau neben der begründeten Erhaltung des vorhandenen, anfänglich vernachlässigten Gebäude- und Gerätebestands. Die neu entstandenen Stadtteile – Meszes, Újmecsekalja, Lvov-Kertváros, Mecsek-Nyugat – haben die Aufmerksamkeit der Planer und Architekten vom Erschließen der vorhandenen Werte, der historischen Vergangenheit, der Vorgeschichte auf sich gelenkt. Erst die im vergangenen Jahrzehnt zunehmenden Erneuerungs- und Rekonstruktionstätigkeiten haben den berechtigten Anspruch und die Notwendigkeit offengelegt, um hinter die Mauern, Zäune der altehrwürdigen Gebäude zu blicken, um das alte Antlitz der Stadt zu erschließen, kennen zu lernen, den Staub von den Jahrhunderte alten Erinnerungen der Häuser in den alten Gassen und Grundstücken zu wischen und zum Gemeingut zu erheben – die aufgefundenen Informationen dem Planer, dem Historiker, dem Stadterbauer und Stadtpolitiker, dem Interessenten zur Verfügung zu stellen. 1978 erschien vom Janus Pannonius Museum als Herausgeber die Datensammlung der Häuser und Grundstücke der Innenstadt von Pécs von József Madas. Die Erfahrung der seither verstrichenen paar Jahre hat bestätigt, dass dieses die Veränderungen verfolgende, die Chronologie der Innenstadt darstellende Werk für den mit der Sanierung und den Rettungsarbeiten betrauten Historiker wie auch für die Tätigkeit des mit der Stadtplanung befassten Fachmannes unentbehrlich ist. Aber auch jeder an der Entwicklung und Veränderung der Innenstadt Interessierte und Quellenmaterial Suchende wird mit großem Genuss im Buch blättern können. Die sehr bedeutende und unter den heimischen Arbeiten einzigartige Datensammlung umfasst nur das Zentrum von Pécs. Die Fortsetzung und Ausweitung der Erschließung der Vergangenheit und in einigen Fällen der Rekonstruktion der alten Stadtteile auf neue Gebiete ist jedoch eine unabdingbare Notwendigkeit.

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Die Budaer Vorstadt – das heißt das durch den Tettye, die Stadtmauer, die Hunyadi út, 48-as tér, den Bahndamm der Üszöger Eisenbahn und die Zsolnay Fabrik eingegrenzte Gebiet – ist in ihrer Bedeutung ein wichtiges Areal, dessen Erschließung in Angriff genommen werden musste. Die hier angesiedelte und entstandene industrielle Schicht – vor allem in den Fächern Energie und Wasserbedarf – bewirkte eine schnelle Entwicklung und Aufschwung in diesem Stadtteil. Hier entstanden die Werkstätten und Wohnhäuser der Walker, Deckenhersteller, Tuchmacher, Gerber, Pelzgerber, Korduangerber, Lohgerber und der Sandalenmacher. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und am Anfang des 20. Jahrhunderts begann diese großangelegte Entwicklung, die östlich der Innenstadt das industrielle Aussehen der Stadt prägte. Das Grundbuch von 1856 spricht schon von Gassen, deren Entfaltung und Formierung begann, deren Besiedlung sich nur später – nach einigen Jahrzehnten – vollzog. Die östliche Ausbreitung der Stadt ging mit der Besiedlung und mit dem Bevölkerungswachstum einher. Das Stadtbild nach dem Abzug der Türken ist betrüblich. Die geringe Bevölkerungszahl, der Geldmangel verlangsamte das Wachstum der Stadt und nur die Verdrängung aus der Innenstadt sorgte für Aufschwung in dieser Lage. Über die östliche Expansion der Stadt, über die einstige Struktur der Budaer Vorstadt, über die Gassenzüge und Grundstücke, über das Schicksal der Gebäude geben die dem Buch beigefügten Karten Auskunft. Die neueste – 1966er – Karte gibt auch nur zum Teil ein dem heutigen Zustand ähnliches Bild. Die Opfer /Lánc u., Harangöntő u., Irányi D. tér Keleti oldala stb./ des „niederwälzenden“ Wiederaufbaues der früheren Jahre, die Lückenopfer der aufgeschobenen Erneuerungen, kann die Nachwelt nur mit Hilfe dieser Karten rekonstruieren. Die industriellen Kulturdenkmäler der Budaer Vorstadt wurden mehr oder weniger die Opfer der Entwicklung, und nur unter den Dokumenten der Archive, zwischen verstaubten Papieren, hüten sie ihre beredten Geheimnisse vergangener Zeiten. Die von József Madas jetzt herausgegebene Arbeit, zusammen mit der früheren Datensammlung – Die Grundstücke und Häuser der Pécs-Innenstadt – bilden eine organische Einheit, ein zusammenhängendes Ganzes. Das die Grundstücke und Häuser der Budaer Vorstadt präsentierende Buch zeigt durch die aufeinanderfolgenden Entwicklungsabschnitte das Schicksal jedes einzelnen Gebäudes, dessen Entstehung und Entfaltung. Es präsentiert die Richtung und das Tempo der Ausbreitung der Stadt und der Vorstadt. Mit dem Wachstum sind neue Gassen entstanden, der Ablauf ihrer Entstehung ist daraus auch entnehmbar. Zugleich zeigt das Buch auch die Geschichte der Gassennamengebung und deren Veränderung von der Vertreibung der Türken bis in unsere Tage. Der Autor gibt dem Historiker, dem Forscher, dem Architekten und Baumeister sowie dem Städtebauer und -betriebsverwalter ein Hilfsbuch über die Stadtkonservierung, die fruchtbringende Erkenntnis der Vergangenheit, anhand.

Dr. Zoltán Molnár