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Die Grundstücke und Häuser der Budaer Vorstadt – Einleitung

Die Bezeichnung Budaer Vorstadt im Titel dieser Arbeit bezeichnet eigentlich einen bereits ein Jahrhundert nicht mehr existierenden Stadtteil von Pécs. Die Stadt wurde nämlich 1864 in Bezirke aufgeteilt und damit der Einteilung der Stadtteile nach alten, historischen, den Namen der in verschiedene Zielrichtungen führenden Straßen, ein Ende bereitet. Im öffentlichen Gebrauch lebt jedoch bis zum heutigen Tag der Name der Budaer, Szigeter Siklóser Vorstadt. Die derartigen Benennungen vermehrten sich sogar, zum Beispiel der Name Uranstadt, amtlich Új-mecsekalja, für Kertváros [Gartenstadt]. Der Gebrauch des alten Namens hat sich in diesem Falle als vorteilhafter erwiesen, denn wir wollen uns mit einem Zeitabschnitt dieses Gebietes befassen, in welchem dieser Name der amtliche war. Darüber hinaus erstreckte sich die Budaer Vorstadt bei weitem nicht so weit in nördliche und östliche Richtung von der mit der Mauer umzäunten Innenstadt, wie das gegenwärtige, bis an Mecsekszabolcs reichende zusammenhängende Häusermeer. Das heißt, die Benennung drückt aus, dass die Erforschung der Herausbildung und Entwicklung des historischen Kerns das Ziel jener Arbeit ist, deren Ergebnisse ihre Zusammenfassung in dem den oben genannten Titel tragenden Werk fanden. Die in diese Richtung gehende Erforschung des mit Mauer umzäunten Teils von Pécs, der einstigen Innenstadt – die man gegenwärtig, vielleicht nicht ganz zutreffend, historischen Stadtkern bezeichnet – ist bereits durchgeführt und unter dem Titel Pécs-belváros Telkei és házai [Die Grundstücke und Häuser der Pécs-Innenstadt] 1978 veröffentlicht worden. Notwendigerweise musste nach der Innenstadt die Erforschung der Budaer Vorstadt an die Reihe kommen. Die Siklóser Vorstadt begann sich – abgesehen von einigen neben der Straße erbauten Gasthöfen und Gutshöfen – erst am Ende des letzten Jahrhunderts zu entwickeln, sie hatte daher nur geringe stadtgeschichtliche Bedeutung. Die Szigeter Vorstadt hatte einen ausgesprochen landwirtschaftlichen Charakter. Ihre Wasserenergie war unbedeutend, daher gab es dort nur zwei Mühlen. Davon blieb die untere, die Balokányer Mühle /:auf dem durch die József Attila, Szendrey Júlia und Högyes Endre utca umgrenzten Gelände:/ bisweilen ohne Wasser, weil das vom Bálicser Tal kommende Wasser in vielen Fällen zum Bewässern der Gärten verwendet wurde. Auch das Handwerkergewerbe war unbedeutend. Es wurde von nur durch Schuhmacher, Bundschuhmacher, Tischler usw. vertreten. Obwohl in der Budaer Vorstadt der Weinbau genauso wichtig war und ebenso viele Menschen beschäftigte, hat der Tettye-Bach mit seiner zwar stark schwankenden, jedoch bedeutenden Wassermenge und dem 120 Meter betragenden Höhenunterschied die Handwerke mit bedeutendem Energie- und Wasserbedarf angezogen – eine einst sehr große Anzahl der Mühlenbetriebe, der Walker, Tuchmacher und Deckenmacher, ferner der Gerber, die vielen Pelzgerber, Korduangerber, Lohgerber und Sandalenmacher. Die nördliche Grenze des untersuchten Gebietes hat sich dagegen seit Jahrhunderten nicht verändert. Die Grenze bildet die Quelle des Tettye-Baches. Wenn auch über dem Berg der Quelle im letzten Jahrhundert einige Häuser gebaut wurden, es wurde nie Teil des inneren Gebietes. Die Westgrenze, die die Budaer Vorstadt von der Innenstadt und von der Szigeter Vorstadt abgrenzt, bilden die Stadtmauer und die Hunyadi János út. Fraglich war nur die Feststellung der Ostgrenze. Bei deren Ziehung war das entscheidende Argument,

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dass die Ausdehnung in östliche Richtung erst am Ende des 19. Jahrhunderts begann und erst im 20. Jahrhundert verwirklicht wurde. Da auch bei der Erforschung der Grundstücke der Innenstadt das Ende der Gültigkeit des 1856 in Kraft getretenen Grundbuches – also der Zeitpunkt, als das auf Personen lautende Grund-Protokollsystem von dem Grundbuch-Einlagesystem abgelöst wurde – das Jahr 1895 war, haben wir auch hier dieses Grundprinzip berücksichtigt. Das heißt, es wurde jedes auf diesem Gelände befindliche Grundstück aufgenommen, das im Grundbuch des Jahres 1856 erschien. Die Zeitgrenze wird jedoch nicht als streng erachtet. Es gab nämlich schon 1856 Gassen, deren Entwicklung begonnen hat, dieser Prozess wurde eventuell erst nach Jahrzehnten beendet. Damit keine unbegründeten Lücken bleiben, wurden auch die während der Gültigkeitsdauer des Grundbuches dort entstandenen neueren Grundstücke in die Sammlung eingereiht. Als südliche Grenze dienten die Rákóczi út, 48-as tér [48er Platz], dann der Eisenbahndamm der Üszöger Eisenbahn. Warum der oben skizzierte Gesichtspunkt von Bedeutung war, wird deutlich, wenn wir das Problem des Grund-Protokollsystems gegenüber dem Grundbuch-Einlagesystem untersuchen. In diesem Falle wird klar, dass die 1851 begonnene erste – erste, weil es bis dahin in unserem Lande kein Grundbuch gab – Einrichtung des Grundbuchs nach dem Muster des in Österreich gültigen Grundbuchsystems von österreichischen Fachkräften durchgeführt wurde. Der Mangel an Orts- und Sprachkenntnissen war sehr spürbar. Das Grundbuch war mit sehr vielen Fehlern behaftet, was noch dadurch verschlimmert wurde, dass gleichzeitig keine Karte zur Verfügung stand und in Ermangelung der Katastervermessung nicht einmal die Flächenmaße der Immobilien bekannt waren. Aus diesem Grund hat man zu Anfang der Einrichtung die Flächenmaße von Duplatre-Quits herangezogen. Offensichtlich wurden deren Fehlerhaftigkeit erkannt und ihre Verwendung verworfen. Das vorrangige Ziel des ersten Grundbuchsystems war die entsprechende Sicherstellung der Besteuerung, das zweite Ziel war der Schutz des Privateigentums. Dementsprechend hat man von jedem Immobilienbesitzer als Eigentümer ein Protokoll angefertigt, in welchem sämtliche Immobilien gleich welcher Art, aufgelistet wurden. Wenn jemand neue Immobilien erworben hat, wurden diese vom Protokoll des Verkäufers abgeschrieben und in das Protokoll des Käufers eingetragen. Es gab auch Fälle, dass Immobilien in mehreren auf denselben Namen lautenden Protokollen erschienen. Ein typisches Beispiel dafür war Vilmos Zsolnay, dessen zahlreiche Immobilien oder dessen Rechte auf Immobilien anderer Eigentümer gleichzeitig in 8-10 Protokollen aufzufinden waren. Daher waren seine Immobilienverhältnisse manchmal ziemlich unübersichtlich. In die gleichen Protokolle wurden die Belastungen auf das Immobiliarvermögen eingetragen, oder ob das Objekt als Sicherheit für etwaige Schulden des Eigentümers dient. Beim Einlagesystem war die Situation umgekehrt. In einer Einlage war ein Immobilienobjekt eingetragen, darin wurde vermerkt, wen die mit dem Objekt zusammenhängenden Rechte oder Verpflichtungen betreffen. Im Wesentlichen ist dieses System auch heute noch gültig, denn durch die eingetretenen Veränderungen wurden die Grundbuchämter zwar der Zuständigkeit der Gerichte entzogen,

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sie wurden jedoch abgeschafft und ihren Tätigkeitsbereich übernahmen die Bodenämter, das Wesentliche blieb jedoch unverändert. Infolge des oben Gesagten betrachten wir die in den Einlagen eingetragenen Daten schon als Gegenwart, und nachdem wir die Vergangenheit der Immobilien erforschen, schließen die Forschungen mit der Beendigung der Grundprotokolle im Wesentlichen ab. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir in wichtigen Fällen diese Grenze nicht überschreiten würden. Es ist nicht überflüssig zu erwähnen, dass wir bei der Grundbucheintragung unter Immobilien zu jeder Zeit nur irgend ein Grundstück verstehen, denn die darauf erstellten Gebäude kamen nur auf Wunsch des Eigentümers zur Eintragung. Im frühen Zeitabschnitt der Einführung des 1856er Grundbuches gab es zwar derartige Initiativen, als vermerkt wurde, wie viele Geschäfte, Wohnräume auf dem in Frage stehenden Grundstück sind – denn diese hätte man auch besteuern können – in das Grundbuch wurden diese Angaben nicht mehr eingetragen. Das ist vom Standpunkt des Forschers aus betrachtet sehr bedauerlich, denn aus vielen Gesichtspunkten wichtigen, sich auf die Wohngebäude beziehenden, Vorschriften und Genehmigungspflichten traten erst nach einem halben Jahrhundert in Kraft, auch dann, wenn es diesbezüglich frühere Ansätze gab. Aufgrund des bisher Gesagten haben wir das Gebiet des untersuchten Stadtteils bestimmt und die zeitliche Grenze der Untersuchung festgelegt. Innerhalb dieser Eingrenzung versuchen wir die Grundstücke, die dazwischen liegenden Gassen, Plätze, den öffentlichen Flächenbestand und dessen Nutzung, die in deren Namen und Rechtsverhältnissen eingetretenen Veränderungen aufzuspüren. Wenn jedoch die Möglichkeit besteht, halten wir auch die Daten der auf den Grundstücken errichteten Häuser und sonstigen Anlagen fest. Die Aufzeichnung der geschichtlichen Ereignisse gehört zwar nicht zu unserem Forschungsumfang, trotzdem, wenn eine Angabe über ein als wichtig betrachtetes Ereignis zum Vorschein kam, wird sie ebenso veröffentlicht. Die erforschten Angaben sind im Wesentlichen in denselben Quellen enthalten wie in den im Zusammenhang mit der Erforschung der Grundstücke der Innenstadt herangezogenen. Städtische Konskriptionen, mit den Immobilien zusammenhängende Fassionen /:Steuererklärungen, Meldungen im Zusammenhang mit dem Eigentümerwechsel eines Grundstücks:/, Prozessakten, die Protokolle der Stadtratssitzungen, Stadthalterrats- oder andere Verordnungen. In selteneren Fällen die Bischöflichen Archive und die Archive des Domkapitels, Daten aus dem Archiv der einstigen Eichstelle. Später die in der Lokalpresse erschienenen Artikel, Nachrichten, wenige Urkunden vom Landesarchiv; Landkarten, Teilvermessungen, die überwiegend von den Ingenieuren der Stadt durchgeführt wurden; Grundbücher, Aktenstücke, Abrechnungen der Stadtverwaltung, in Einzelfällen auch die Matrikel. Es zeigten sich jedoch zwei wesentliche Abweichungen. Die eine hat ernsthafte Schwierigkeiten verursacht, die andere war wiederum von Vorteil. Die grundlegende Ausgangsquelle für die innerstädtische Forschung war das 1722 erstellte, sich im Archiv des Komitates Baranya befindliche so genannte Grundbuch mit dem Titel Grundt-Buch Gemainer Stadt Fünfkirchen. Dieses gab die wichtigeren Maße sämtlicher innerhalb der Stadtmauer existierenden Grundstücke an, nannte den Eigentümer, die Nachbarn nach Himmelsrichtung, den eventuell anschließenden Hausgarten, die Bebauung, die Namen der benachbarten Gassen.

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Aus diesen Angaben konnte man auch die den Gegenstand der Fassionen vor 1722 bildenden Grundstücke und deren Veränderungen identifizieren. Man konnte auch die später eingetretenen Veränderungen verfolgen, wenn auch nicht lückenlos. Die die Daten einzelner Zeiträume beinhaltenden Schriften sind nämlich verloren, zugrunde gegangen, aus diesem Grunde blieben in vielen Fällen „Löcher“ in den chronologischen Datenreihen. Bedauerlicherweise bleibt die Geschichte des Vierteljahrhunderts nach dem Ende der Türkenherrschaft 1686 wegen der Kurutzenkämpfe und der anschließenden Raitzenverwüstung unbekannt. Die Lage erschwerte, dass die bis dahin freie Stadt unter die bischöfliche Grundherrschaft kam. Die andere, vorteilhafte Abweichung bezieht sich auf die erste Hälfte der 1850er Jahre, denn um 1851 begannen die Arbeiten für die Redigierung des Grundbuchs. In dieser Zeit wurde das auf den Fassionen basierende, den Immobilienverkehr registrierende System beendet, das Grundbuch trat jedoch erst 1856 in Kraft. Die in dieser Zeit eingetretenen Veränderungen blieben meist unbekannt, weil die Schriften der Redigierung fehlten. Später, nach der Erscheinung der Arbeit Pécs-belváros telkei és házai [Die Grundstücke und Häuser der Pécs-Innenstadt], sind sie großteils zum Vorschein gekommen, weshalb man diese Daten bei der Erforschung der Budaer Vorstadt verwerten konnte. Wie oben erwähnt, war die Ausgangsbasis bei der Erforschung der Innenstadt das Grundbuch von 1722. Dieses hatte nur den Namen Grundbuch, denn es wurde nicht weiter fortgesetzt, deshalb kann es nur als hoch einzuschätzende Konskription betrachtet werden. Die selbe Methode gedachten wir auch im Falle der Erforschung der Budaer Vorstadt anzuwenden. Dies war jedoch, leider, nicht zu verwirklichen. Nach Beginn der Arbeiten ergaben sich Schwierigkeiten, welche eine gründlichere Untersuchung des Grundbuches erforderten. Deren Ergebnis war, dass der sich auf die Budaer Vorstadt beziehende Band des Grundbuchs kein Original war, sondern eine etwas später angefertigte, jedoch nicht vollständige Kopie. Es fehlte ein Drittel der damals existierenden Grundstücke. In den vergangenen Jahren haben dr. András Babics und Antal Fetter nach der Vorlage dieses Grundbuches jeweils ein Stadtbild angefertigt. Auf diesen fiel bereits auf, dass die wichtigsten Straßenlinien, die von Buda und Siklós nach Pécs führten, vollkommen unbebaut waren. Nicht nur die Bewohner siedelten neben diese Straßen, es gab auch keine Gaststätten, Gasthöfe, die den Reisenden nach abendlicher Schließung der Stadttore Quartiere hätten bieten können. Aus einem Beleg aus dem 13. Februar 1736 ging hervor, dass das Haus in der [heutigen] Kossuth Lajos utca 38 bei der Anlage des Grundbuchs die Nummer 223 bekam. Die Anzahl der in das Grundbuch aufgenommen Grundstücke betrug jedoch nur 135. Von dem Grundstück in der Kossuth Lajos utca 78 – dem Grundstück des gut anderthalb Jahrhunderte lang existierenden Kereszt [Kreuz] Gasthof – stellte sich am 21. März 1735 heraus, dass er seinerzeit nicht in das Grundbuch aufgenommen wurde. Es war also kein ausgewiesenes Grundstück, obwohl es damals existiert haben könnte. Das wäre auch nicht überraschend, denn diesem gegenüber, wo die Felső balokány utca von der Felsővámház utca abzweigt, stand das Vörös Kereszt [Rotes Kreuz], dessen Bestimmung war, weil es an das Ende der Ortschaft gestellt wurde, das Eindringen der Pest zu verhindern. Der Gasthof hatte offensichtlich auch deshalb das Kreuz als Aushängeschild.

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Auf der Stelle des Kreuzes steht auch noch heute – unseres Wissens – sein zweiter Nachfolger. Obwohl das Kreuz offensichtlich schon am Ende des 17. Jahrhunderts errichtet wurde, konnte das Stadtende auch noch 1722 davon weit entfernt gewesen sein. Auf dieser Grundlage kann angenommen werden, dass die Anzahl der im Grundbuch fehlenden Häuser um die hundert betrug. Die Reihenfolge der Grundbucheintragung war der Grund, dass gerade die wichtigsten Straßenlinien fehlten. Die Aufnahme begann nämlich am Budaer Tor mit der städtischen Bierbrauerei. Von dort ging sie weiter an der westlichen Seite des Tettye-Tales bis zum Tettye tér [Platz], auf der anderen Seite des Tales ging sie abwärts über den Fűzfás in die Alsóhavi und Márton utca und endete an der Könyök utca. Genau dort, wo die Aufnahmen der Grundstücke an der Budaer und Siklóser Straße begonnen hätten. Auf diese Weise ist der östlichste und der südliche Teil der Vorstadt unberücksichtigt geblieben. Aus gleichzeitigen, oder aus zeitlich nahe beieinander liegenden Daten mit Sicherheit oder mit großer Wahrscheinlichkeit konnte man von 86 Grundstücken feststellen, dass diese 1722 schon bebaute oder auf die Bebauung wartende Innenflächen waren. Auf dieser Grundlage konnte man vom Zustand der Budaer Vorstadt des Jahres 1722 schon einen annehmbaren Lageplan anfertigen. Da infolge des oben Gesagten das Jahr 1722 nicht als Ausgangspunkt dienen konnte, musste die zeitliche Abfolge der Forschung umgekehrt werden. Als zuverlässige Ausgangsbasis musste das Grundbuch von 1856 gewählt und die riesige Datenmenge zeitlich rückwärts schreitend aufgearbeitet werden. Diese hatte eine im Vergleich zu jener der Innenstadt einen doppelten Umfang, sich summierend aus den Daten der in verschiedenen Zeiträumen erstandenen Innengrundstücken, die uns die Quellen boten. So sah der Forscher nicht, dass sich die Vorstadt entwickelt, ausbreitet, dass Gassen entstehen, sondern das Gegenteil. Die Gassen schrumpften, die Häuser verschwanden, die Baugrundstücke gab es nicht mehr, sie wurden zu Weinbergen, Ackerland, mit Gesträuch bewachsenen Bergabhängen. Obwohl dieser Weg wesentlich mühevoller war als der geplante, gab es keine andere Wahl. Zum Glück beinhalteten die zwischenzeitlich aufgetauchten, fünf Jahre umfassenden Schriften über die Grundbuchredigierung auch jene Veränderungen, deren Fehlen zu bedeutenden Unsicherheiten geführt hätten. Die durch die Beamten der königlichen Kammer 1687 und 1695 durchgeführten Konskriptionen boten ein sehr trauriges Bild über den Zustand der Innenstadt. Es blieb kaum ein intaktes Haus. An die Budaer und die Szigeter Vorstadt erinnerten sie sich nicht einmal. Offenbar deshalb, weil diese gar nicht existierten. Entlang der wenigen, schlängelnden Gassen gab es nur abgebrannte Ruinen, deren Grundstücke man im Zusammenhang mit deren Verkauf Brandstatt nannte. Der letzte Posten der 1695er Konskription bezog sich auf die Budaer Vorstadt. Erwähnt wird hier jene „nur in Ruinen existierende“ türkische Moschee mit einem großen Gelände, auf welchem sich jetzt der Ágoston tér [Augustinus-Platz] und die Ágoston plébánia [Augustinus Pfarrei] befinden. Und dies nur deshalb, weil sie die Frau des Budaer Administrators, Baron Kurz, als Eigentum bekam. Der Gegenstand der nach 1710 – also später als ein Vierteljahrhundert nach dem Abzug der Türken – abgewickelten Kaufakten ist meistens irgend eine unidentifizierbare Bradstatt. Es gibt viele leere Grundstücke und wenig verkaufte Häuser. Deshalb, weil am Anfang für die Bautätigkeit nicht nur Geld, sondern auch die Bevölkerung fehlte, die zum Bauen in der Lage gewesen wäre.

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Durch die hauptsächlich vom Westen her kommende Besiedlung wuchs die Anzahl der Bewohner, also musste man die zerstörte Stadt wieder aufbauen, sogar ihre Erweiterung wurde notwendig. Da die Anzahl der innerstädtischen Grundstücke endlich war und zugleich auch teuer, mussten sie sich außerhalb der Stadtmauern niederlassen. Es ist naheliegend, dass die sich zum Niederlassen Wünschenden, die meist Handwerker waren, die Budaer Vorstadt bevorzugten wegen der dort vorhandenen Wasserkraft. Dies war die Ursache, weshalb die Budaer Vorstadt in der Entwicklung die Szigeter Vorstadt immer überholte. Für die Ausbreitung war aber auch Platz notwendig. Der kleine bebaute Stadtteil war im Osten von Ackerland, Weinbergen, im Norden von Weinbergen im Süden von Weiden und nassen Wiesen umgeben. Diese waren auch in der Türkenzeit ständig kultiviert und wurden nach deren Weggang eingetretenen kleinen Unterbrechung rekultiviert. Der Unterschied war höchstens, dass während der Türkenherrschaft nicht jene Christen die landwirtschaftlichen Arbeiten verrichteten wie nach deren Beendigung. Die Expansion konnte sich nur auf Kosten des Ackerlandes und des Weinbaugeländes vollziehen. Damit wir von dieser Ausbreitung ein anschaulicheres Bild bekommen, wurden vier Karten angefertigt. Die eine zeigt den Zustand des Untersuchungsgebietes von 1965. Wir mussten einen solchen Zeitpunkt wählen, als einzelne Teile der Budaer Vorstadt noch nicht dem Wiederaufbau zum Opfer fielen, die dort gewesenen Gassen und Grundstücke schwanden nicht bis zur Unkenntlichkeit dahin. Denn die Ostseite der Irányi Dániel tér und einige Teile der Lánc, Harangöntő, Felsővámház, Felső und Alsó balokány und Farkas István Gassen sind bereits verschwunden, sogar schon die Hunor Handschuhfabrik hat von der Fläche von den einstigen Wohnhäusern, Mühlen, Werkstätten der Korduangerber einen Teil einverleibt. Auch von einer der urältesten Gassen, der Alsóhavi utca ist kaum etwas erhalten, die Márton utca ist im Schrumpfen. Daher haben wir unsere Arbeit auf der Basis der seinerzeit angefertigten Katasterkarte, der darauf befindlichen Grundstücke, Grundstücksnummern und Gassennamen durchgeführt. Wohl haben sich auch seither unbedeutende Änderungen von Gassen- und Hausnummern ergeben, vielleicht aufgrund einer erklärbaren Begründung. Von diesen haben wir nur eine übernommen: die Eingliederung der Mindszent utca in die Sörház utca. Diese musste man vornehmen, weil an dieser Stelle und zu dieser Zeit die Expansion der Hunor Handschuhfabrik stattfand. Die Nichtbeachtung dieser Faktoren hätte das Verständnis der unklar gewordenen Lage beeinträchtigt. Es gibt dafür aber auch einen historischen Hintergrund. Zuvor, schon 1865 und 1913, erschienen die nach den Ergebnissen der Katastervermessungen angefertigten Karten, die bekannt und verfügbar sind, wer sich also für den Stand der Bebauung von Pécs im Zusammenhang mit diesen Zeiträumen interessiert, hat die Möglichkeit sich zu informieren. Wir möchten lieber davon ein Bild zeichnen, wie aus dem Nichts nach der Türkenzeit wann und wie die Budaer Vorstadt entstand. Daher haben wir von dem Zeitraum der Entfaltung drei Karten angefertigt. Die Grundlage für die erste bildet das bereits besprochene Grundbuch von 1722, das wegen seiner Lückenhaftigkeit der Ergänzung bedurfte. Aus diesem Grund kennzeichneten wir die Grundstücksgrenzen nach zwei Gesichtspunkten. Die in dem Grundbuch beschriebenen Grundstücke haben wir aufgrund der dort vorgefundenen Angaben versucht zu reproduzieren und gaben ihnen die dort benutzte laufende Nummer.

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Die Grundstücksgrenzen haben wir mit einer ununterbrochenen Linie gezeichnet. Wir haben auch die Gassennamen zwischen die Daten eingezeichnet. Die im Grundbuch fehlenden, jedoch aus anderen Quellen bekannt gewordenen Grundstücksflächen bzw. ihre wahrscheinliche Ausdehnung haben wir mit unterbrochenen Linien gekennzeichnet und statt der Hausnummer ein X verwendet. Die damaligen Benennungen der so entstandenen Gassen blieben jedoch unbekannt. Dabei war wichtiger, auf den Karten solche Objekte in größtmöglicher Authentizität festzuhalten, die es seither nicht mehr gibt, oder sich veränderten. Das unter diesen wichtigste ist der Tettye und die dort entspringenden Mühlkanäle. Wir meinen, dass man diese auf der Grundlage der dort erschlossenen Daten zuverlässig einzeichnen konnte. Diese Feststellung bezieht sich nicht auf den unteren Lauf des Tettye, den Abschnitt unter dem Ágoston tér. Die uns bekannte Fließrichtung, das Flussbett ist nämlich nicht natürlich sondern künstlich. Wir kennen einen Mühlkanal, der parallel zur Ostseite der Felsőmalom utca, durch die Grundstücke führte. Es ist einleuchtend, dass die Mühlen verschwanden, als die Stadt 1891, auf die Wasserergiebigkeit des Tettye gestützt, das Wasserleitungssystem erbaut und die Wasserrechte enteignet hatte. Daher begann auch der Mühlkanal zu verschwinden und seine Reste konnten nur durch Ausgrabungen hie und da entdeckt werden. Aber auch so konnte man nur deren letzten Zustand mehr oder weniger zuverlässig feststellen. Dieser Mühlkanal fließt unter dem Ágoston tér in scharfer Krümmung in westliche Richtung, dreht dann in die Gerade entlang der Felsőmalom utca und der Siklósi országút [Siklóser Landstraße] in das Pécsi víz [Pécser Wasser]. Diesen Zustand hat der erste Vermesser von Pécs, Antal Duplatre, auf einer um 1780 angefertigten Karte festgehalten und an der Mündung schrieb er: „Wasser flus von Pulfer Stampff”, d. h. Wasserlauf von der Pulvermühle. Es scheint jedoch unmöglich, dass in dem bei Ausgrabungen zum Vorschein gekommenen Becken eine nicht einmal große Menge Regenwasser hätte abfließen können. Die Schneeschmelze im Frühjahr hätte jedoch auch die Mühlen mitgerissen. Auf derselben Karte bringt er den heute noch bekannten Wassergraben, der über der Alsóhavi utca befindlichen Kinderkrippe abzweigt und in eine ziemlich östliche Richtung biegend am unteren Teil der Márton utca abfließt. Er kreuzte die Kossuth Lajos utca, und nachdem er unter dem Steg aus den Augen verschwand, lief er hinter den östlichen Grundstücken des Irányi Dániel tér in das Pécsi víz. Heute wurden diese offenen Flüsse bereits unter die Erde gelegt, wir können uns jedoch an die dort in den vergangenen Jahrzehnten herunter strömende Wasserflut gut erinnern, die mitunter nicht ganz vorsichtige Menschen mit sich riss und darin sogar ein Kind ertrank. Merkwürdigerweise ist auf der Karte von Duplatre dieser Kanal nur bis zur Temető utca eingezeichnet, es ist möglich, dass er nicht ständig Wasser hatte, sondern nur in der Regenzeit jenen Wasserüberfluss, den der Mühlbach der Felsőmalom utca nicht hätte aufnehmen können, auf die Gemeindeweide und Wiese unter der Stadt ableitete. Hier sind jedoch zwei Tatsachen festzuhalten. Die eine, dass die beiden oben beschriebenen Wasserbecken künstliche, d. h. von der Abzweigung beginnend das Ergebnis menschlicher Arbeitskraft sind, und beide, besonders das östliche, verlässt die Geröllhalden des Tettye. Die andere, dass in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, im Grundbuch von 1722 der östliche Zweig keine Erwähnung findet.

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Es ist wahr, dass man ihn nur bei dem Platz der serbischen Kirche, als dessen nördliche Grenze, hätte erwähnen können. Bei den noch berührten Grundstücken, da sie im Grundbuch fehlten, konnte keine Erwähnung erfolgen. Daher wissen wir nicht sicher, ob der östliche Zweig am Anfang des 18. Jahrhunderts existiert hat, oder nicht. Wie auch auf unserer Karte ersichtlich, war der Irányi Dániel tér noch unbebaut und voll und ganz Marktplatz. Er wurde begrenzt im Westen durch das lange Grundstück des Gasthofs der Stadt und das hintere Ende der Grundstücke der Felsőmalom utca, im Osten durch Wiesen und später durch Gärten. Daher hat er auch im städtischen Schrifttum keine Spuren hinterlassen, bis ihre Parzellierung durchgeführt wurde. Der Tettye musste jedoch ein natürliches Flussbecken gehabt haben, dessen Ablauf unter den gegebenen Geländeverhältnissen, auf Einwirkung des von dem ziemlich geraden und steilen Tettye-Tales hinabströmenden Wassers, im wesentlichen in dessen gerader Fortsetzung liegen musste. Das zeigt auch die Form der Geröllhalde. Das heißt, das natürliche Becken könnte irgendwo zwischen den beiden Kanälen gewesen sein. Sehr interessant von diesem Standpunkt sind die Ausgrabungen des Archäologen Gábor Kárpáti vom Janus Pannonius Múzeum in der Zeit vom 28. Juli bis zum 3. August 1977. Auf dem östlichen Ende des Grundstücks Nr. 11 in der Felsőmalom utca sank der Boden ein. Man dachte sofort an Kellereinsturz und Schachtarbeiter machten sich an die Freilegung. Im Schacht stoß man unter dem 7. Meter auf eine 130 cm starke Schicht, bestehend aus Tierknochen, Leder- und Haarresten, Hausmüll und Keramikscherben – darunter auch noch türkische oder diesem ähnliche Keramik. Der Schachtabschnitt stellte ein einstiges Flussbecken dar, auf dessem Sohle auch jetzt Wasser plätscherte. Er vermutete, dass die Zuschüttung des Beckens um die Mitte des 18. Jahrhunderts stattfand. Natürlich beweist ein Hinweis noch nichts. Jedoch drängt sich die Frage auf, ob es vielleicht einen Zusammenhang zwischen der Aufschüttung des Flussbettes und der Errichtung des östlichen Kanals geben könnte. Denn ein solcher Graben hat sämtliche Grundstücke der Felsőmalom utca zweigeteilt. Die Eigentümer waren daher an dessen Abschaffung interessiert. Gleichzeitig war die Stadt an der Versorgung der großflächigen Gemeindewiese mit Wasser interessiert. Zwar gibt es darüber in den Protokollen der Ratssitzungen keine Spur. Das hat jedoch, leider, keine besondere Bedeutung. Nicht nur deshalb, weil ziemlich viele Protokolle fehlen. Sondern die Erfahrung hat gezeigt, dass sich Wichtigeres ereignete, das in den Protokollen keine Spur hinterließ, in gewissen Fällen gibt es darüber auch schriftliche Hinweise. Viele Angelegenheiten wurden offenbar nicht am grünen sondern am weißen Tisch erörtert. Auffallend ist, dass während der Talabschnitt des Tettye von Mühlen, Walkern, Gerbern, Pelzgerbern, Korduangerbern, Deckenherstellern bedeckt war und es sie, wenn auch seltener, auch am unteren Abschnitt gab, entstand neben dem östlichen Abzweig keinerlei wasser- oder energieintensives Gewerbe. Werfen wir jedoch einen Blick auf den zeitlichen Zustand der Vorstadt. Die Stelle, Grundriss der von den Türken erbauten Schießpulvermühle auf dem Tettye Platz sowie der zu ihr geleitete Mühlkanal konnten nach authentischen Angaben nachgezeichnet werden. Die Ruinen der hier gestandenen Renaissance-Sommerresidenz – Namengeber des Tettye – des Bischofs Szathmáry existierten größtenteils noch.

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Diese waren in der Türkenzeit ein Derwischkloster, türk. „tekke“, die madjarisierte Form hieß „Tettye“, so die Sachverständigen. Es stellte sich heraus, dass der Mindenszentek temető [Allerheiligen-Friedhof] zur Zeit der Vertreibung der Türken, also auch während der Türkenzeit in seiner Form und Ausdehnung mit dem heutigen identisch ist. Da man nicht einmal annehmen kann, dass ihn die in der Türkenzeit hier lebenden wenigen Christen angelegt hätten, wird offenbar, dass seine Kirchen zusammen ein mittelalterliches Relikt sind. Dieser könnte der – oder wenigstens ein – Friedhof des mittelalterlichen Pécs gewesen sein. In Kenntnis der mittelalterlichen mehrschichtigen Bestattung wird wahrscheinlich, dass dieser Friedhof nie voll belegt sein konnte, und es gab keine Notwendigkeit einen neuen Friedhof anzulegen, bis 1777, als Maria Theresia die Bestattungsformalitäten regelte. Unmittelbar am südlichen Ende des Friedhofs, auf dem heutigen Gelände der Handschuhfabrik konnte das Grundstück des letzten Hauses der in türkischer Zeit hier missionierenden Jesuiten entdeckt werden, welches nach den Türken die Pfarrei der Stadt mit der Allerheiligenkirche als Pfarrkirche wurde und es bis 1780 blieb. Die sich auf die Jesuiten beziehenden Angaben wurden von Ádám Fricsy S.J. in Rom erforscht. Indem sein Forschungsergebnis mit den hier gefundenen Daten abgestimmt wurde, gab es Klarheit zu dieser Frage. Das Wort „zidina“ bedeutet serbisch ‘große Mauer, große Ruine’. Hier in Pécs die Ruinen jenes Nonnenklosters, deren Bausteine die Dominikaner für den Bau ihres Ordenshauses verwendeten. Diese Tatsache blieb für uns deshalb bekannt, weil Bischof Nesselrode alles unternahm, um die Dominikaner daran zu hindern. So blieben darüber mehrere Aufzeichnungen erhalten. Die Konturen des Grundstücks des Nonnenklosters konnten mit zufrieden stellender Genauigkeit nachgezeichnet werden. Die oben aufgeführten waren jene sachlichen Denkmäler, die aus dem Mittelalter oder aus der Türkenzeit in der Budaer Vorstadt erhalten sind. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die raitzische (serbische) Kirche, der Poturluk und die Anfänge des Balokány in die Türkenzeit zurückreichen. Wann die raitzische Kirche und Schule errichtet wurden, wissen wir nicht. Nachdem jedoch die die Andersgläubigen aus der Stadt ausweisende Gelobung am 7. April 1692 stattfand, und dass die Raitzen (Serben) in diesen ersten turbulenten fünf Jahren eine Kirche und Schule gebaut hätten würde von einem übersteigerten Glaubens- und Wissensdurst zeugen. Der öffentliche Brunnen Poturluk war in der Vince utca. Nach den Angaben bekam er ein Wasser von guter Qualität und in reichlicher Menge über eine unterirdische Leitung aus einer Quelle am Hang des Havihegy. Es stimmt, dass dieser Name erst 1744 in den städtischen Schriften auftauchte. Es fand sich jedoch kein Hinweis, dass ihn die Stadt nach den Türken in Beschlag genommen und die unterirdische Leitung und das Brunnenhaus gebaut hätte. Danach war nur von einer wiederholten Reparatur der Leitung und des Brunnenhauses die Rede. Dann lesen wir, dass das durch die Anzapfung der Leitung gewonnene Wasser in die Bierbrauerei der Stadt geleitet wurde. Die türkisch-slawische Herkunft des Namens Poturluk und die unterirdische Leitung scheinen eher die Möglichkeit zu stützen, dass der Name des Brunnens und dessen Umgebung uns noch aus der Türkenzeit erhalten blieb.

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Ähnlich ist auch die Lage mit dem Balokány. Nach den Etymologen ist „balokána“ ein slawisiertes türkisches Wort und bedeutet wässriges, schlammiges Gebiet. Die aufgetauchten Informationen berichten, dass die Stelle des Balokány Sees eine Grube von mindestens 200 x 150 Meter war. Wenn wir jedoch berücksichtigen, wie hoch die Zsolnay utca, nicht nur der Balokány, sondern früher die Tennisplätze, sogar über einem Teil des früheren Friedhofs liegen, ist vorstellbar, dass es dort vorher auch solche Löcher gab. Über Jahrhunderte konnte dort Lehm für das Ziegelbrennen und Lehmziegelherstellen gewonnen werden. Die Ausbeute wurde nur dann eingestellt, wenn der Lehm aufgebraucht war und die Grundwasserschicht erreicht war. Daraus entsprangen Quellen und machten die Gruben zu einem Schlammsee. Danach begann man mit einer neuen Grube. Nachdem dieses wässrige, schlammige Gebiet voll und ganz der Bedeutung des Wortes „balokánia“ entspricht, wird verständlich, dass der Name früher erscheint als der See. Die Stadt hat nämlich erst später mit Dämmen umgebene Wasserbecken für das Sammeln und Rückhalten des aus dem Boden sprießenden Wassers errichtet. Die anderen Gebäude und Anlagen sind bereits alle das Ergebnis der Arbeit der fleißigen Bürger der befreiten Stadt. Die zwei ersten Anlagen in der Budaer Vorstadt, die von der Stadt errichtet wurden, waren die Bierbrauerei und die Richtstätte. Wir kennen nicht den genauen Zeitpunkt ihrer Errichtung, weil während der Raitzenverwüstung am 26. März 1704 das gesamte Schrifttum vernichtet wurde. Die Administration wurde nur langsam wiederhergestellt. Deshalb gibt es die ersten Protokolle von Ratssitzungen ab 1707 nur zum Teil, Schriftmaterial aus dieser frühen Zeit kaum. Aufgrund späterer Informationen vermutet Hodinka, dass die Bierbrauerei schon 1695 in Betrieb war. Sie stand in der heutigen Sörház utca 4 bis 1825. Die Richtstätte ist gleichen Alters wie die Bierbrauerei. Was wir von ihrer Errichtung und ihrer ersten Zeit erfahren konnten, haben wir in unserem im Jahrbuch 1977 des Janus Pannonius Múzeum erschienenen Beitrag mitgeteilt. Die Kalvarie wurde 1701 von den Jesuiten errichtet, jedoch nur mit 7 Stationen. Anschließend um 1712 errichteten sie die drei Kreuze und vergrößerten die Zahl der Stationen auf zehn. Noch vor 1722 wurde das Haus des Augustinerordens erbaut, der Umbau der Moschee zu einer katholischen Kirche erfolgte erst später. In diesem ersten Zeitabschnitt wurde nur der Kern der Vorstadt, das an die heutige Kossuth Lajos utca und davon nördlich anschließende Gelände bebaut. Gegen Osten wurde es von der im Ausbau befindlichen Orsolya utca begrenzt. Die Sörház utca gab es zu dieser Zeit noch nicht. Es gab nur einen Fahrweg. An der Westseite verlief der Graben der Stadtmauer. An der östlichen gab es die Bierbrauerei und unmittelbar darüber zwei bürgerliche Grundstücke. Von dort, jenseits des Ágoston tér, erstreckte sich ein leeres Gelände als Besitz der Jesuiten, Augustiner und der Stadt gegen Norden. Das Gelände des einstigen Nonnenklosters war leer. Nur darunter und darüber entstanden auf dem Niemandsland einige Grundstücke. Dann zog sich entlang des Mühlgrabens die Reihe der Mühlen in Richtung Norden, bis zum Tettye tér, welche von ungefähr einem Dutzend Wohnhäusern begleitet wurden. Auf dem jenseitigen Ufer des Tettye Baches gab es nur eine Mühle. Die Mühlen kamen anfänglich alle in den Besitz des Bischofs und teilten sich erst später auf zwischen den verschiedenen Institutionen des Klerus und Privateigentümern.

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Auch an den Mühlen und am Mühlgraben entstanden offenbar Schäden in den Zeiten der Verworrenheit, diese wurden jedoch schnell beseitigt, weil auch die Befreiungsarmee Mehl benötigte. Die Mühle an dem jenseitigen Ufer wurde später die Mühle des Domkapitels. Zu dieser führte der „Mühl Weeg“, neben diesem die heutige Majtényi utca im Entstehen war. Die beiden Seiten des unteren Teils der Felsőhavi utca waren mit bürgerlichen Grundstücken bespickt, die mit der Márton utca und Alsóhavi utca eine geschlossene Einheit bildeten. Gegen Osten zeigten vorerst nur ein Dutzend Häuser die Felsővámház utca an. Danach folgte nur noch das felső és alsó vámház [oberes und unteres Zollhaus] und die Ziegelbrennerei der Stadt. Entlang der Felsőmalom utca gab es anfänglich keine Wohngrundstücke. Es gab dort Gärten, Mühlen, Gutshöfe und Lohgerber. So sah die Budaer Vorstadt im Jahre 1722 aus. Ihre Entwicklung wurde nicht nur durch den Wiederaufbau nach der völligen Zerstörung in der Türkenzeit erschwert, sondern ganz gewiss, auch durch die Vertreibung der dort gesiedelten Raitzen und durch die Schäden der Raitzenverwüstung im Jahre 1704 gehemmt. Bezeichnend sind für das als Kern der Besiedlung genannte Gebiet die krummen, gewundenen Gassen. Aufgrund der Tatsache, dass dieses Gebiet zuerst bebaut wurde, folgern wir, dass in der Türkenzeit oder vielleicht schon vorher die Budaer Vorstadt war, was zwischen der Kossuth Lajos utca und der Ady Endre utca lag. Die Ausläufer waren nur der gewerbliche Teil und die Gutshöfe. Zu erwähnen sei noch, dass jene verbrannten Plätze, die identifiziert werden konnten, ebenfalls auf diesem Gebiet lagen. Die folgende Karte versucht das auf den Rang einer freien königlichen Stadt erhobene Pécs darzustellen. In diesem Zeitraum traten bedeutende Veränderungen ein und die Budaer Vorstadt vergrößerte sich flächenmäßig sehr stark. Ein großes Ereignis war, dass Bischof Klimó – entsprechend seiner Absicht eine Universität zu gründen – 1770 unter den Ruinen des Tettye tér eine mehrstöckige, zweigängige Papiermühle bauen ließ. Darunter arbeiteten die Walken der Deckenmacher. Von den Mühlen blieb nur jene erhalten, die am Ende der Gyuri út stand. Dem Priesterseminar gehörte die Mühle in der Ferenc utca, die später den Kern der Handschuhfabrik bildete. Die Mühle mit einem separaten Mühlkanal auf der anderen Seite des Tettye Tales gelang in den Besitz des Domkapitels. Unmittelbar unter der Mühle des Domkapitels befindet sich der Poturluk. Der Rat hat am 26. Oktober 1753 den Maurermeister Mátyás Petz beauftragt, den fehlerhaften Teil des zum Brunnen führenden Kanals mit Backsteinen neu zu errichten, wofür er pro Quadratklafter 5 Gulden bezahlt, die Backsteine jedoch von der Stadt gestellt werden. Für diese Reparatur errichtete Petz 6 Quadratklafter für 30 Gulden, was in dieser Zeit eine große Summe war. Man konnte dafür ein Haus kaufen. Später, am 25. Januar 1774 schloss die Stadt einen Vertrag mit dem Zimmermann Mihály Agner, wonach dieser die vom „Brünnen Quill“ zum „Putter Brünn“ führende Leitung in der Nähe des Brunnens anzapfen und eine Leitung aus Holzrohren zur /ungefähr 500 Meter entfernten/ Bierbrauerei bauen soll. Für diese Arbeit zahlt die Stadt 340 Gulden.

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Für das bei der Anzapfung zu bauende Brunnenhaus bezahlt die Stadt zusätzlich. Die Allerheiligenkirche ließ der Domkapitular Sándor Fonyó – damals Stadtpfarrer – in den 1730er Jahren renovieren. Er baute dazu einen Chor und darauf ein Türmchen. Die beiden Krypten wurden offensichtlich auch damals fertiggestellt. Das gegenüber der Kirche stehende Haus Nr. 15-19 wurde im Auftrag und mit dem Geld von Menyhért Fölföldy, Pfarrer von Szászvár, von Fonyó für 103 Kremnitzer Goldstücke gekauft. Fölföldy beabsichtigte in den Ruhestand zu gehen und hierher zu kommen. Nach seinem Tode soll die Kirche das Haus erben und es soll ein „deficientium“, ein Heim für pensionierte Priester geben. Bischof Berényi hat die diesbezügliche Urkunde am 22. Juli 1745 genehmigt. Fölföldy starb 1757 und das Haus fungierte in den Konskriptionen als Haus der Kirche. Wir fanden jedoch keine Angabe, ob es tatsächlich ein priesterliches Heim war, doch wurde es in den städtischen Konskriptionen auch mit der Bezeichnung „deficientium“ erwähnt. Nachdem 1780 die Pfarrkirche der Stadt die innerstädtische Kirche wurde, gab es für diese Kirche keinen Bedarf mehr. Das Grundstück der Pfarrei hat die Stadt als neue Schutzherrin in vier Flächen aufgeteilt verkauft. Diese bilden jetzt den nördlichen Teil der Handschuhfabrik. Nachdem die Befreiungsurkunde der Stadt überließ, ob sie die Stadtmauern in Stand hält oder nicht, wurde das Budaer Tor 1786 von ihr verkauft. Mit diesem zusammen hat sie auch zwei große Grundstücksflächen im Stadtgraben veräußert. Diese beiden Grundstücke wurden auch sofort bebaut. Die Kirche des Augustinerordens wurde ebenfalls fertiggestellt. Wann, wissen wir jedoch nicht. Die Moschee war 1722 noch eine Ruine. Als Kirche wurde sie zuerst 1745 erwähnt. Sie wurde derart gebaut, dass man an die Moschee ein Sanktuarium anbaute, bedachte und daneben ein Glockentürmchen errichtete. Dieses Kirchlein war jedoch nicht langlebig. Die in seiner Nähe gestandenen Gesindegebäude und Rinderstall sind 1750 abgebrannt und mit ihnen zusammen auch die Kirche und das Glockentürmchen. Durch großen Wind haben auch Häuser einiger Bürger in der Nähe Feuer gefangen. Danach wurde die Kirche neu erbaut. Davor wurde ein Chor, darin ein Turm errichtet. Die Kirche wurde überwölbt. Das alles konnte nur langsam vorangehen, denn 1769 hat ein Schuhmacher noch 200 Gulden für den Bau des Turms hinterlassen. Das Ordenshaus kam etwas besser weg. Es fing auch Feuer, aber brannte nicht ganz ab. Wann, wissen wir nicht. Doch 1745 bekam ein Tertiarius des Ordens vom Bischof die Erlaubnis, auf dem Gebiet des Bistums für die Wiederherstellung des „vor einigen Jahren“ abgebrannten Ordenshauses Spenden einzusammeln. Auf dem Platz der einstigen serbischen Kirche ließ der Bischof einen als „Fekete sas“ [Schwarzer Adler] genannten Gasthof erbauen, welcher 1786 noch dem Bischof gehörte, sich 1790 jedoch in Privathand befand. Um 1748 kaufte auch die Stadt jenes Haus, welches sie bisher für den gleichen Zweck nur gepachtet, jedoch 1786 verkauft hat. Dieses Haus befand sich an der Ecke der Kossuth Lajos utca und des Irányi Dániel tér. Der neue Eigentümer hatte bereits unter dem Aushängeschild den Wein ausgeschenkt. Es lautete zum „Római császár“ [Römischer Kaiser]. Gegenüber dem Budaer Tor baute die Stadt eine Fleischerei, ebenso wie in zwei anderen Stadtteilen, wann, das wissen wir nicht, um 1722 gab es sie noch nicht. 1763 wurden sie zum ersten Mal erwähnt. Doch damals mussten sie schon lange existiert haben, denn sie mussten 1789 neu erbaut werden.

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Das Wort „balokány“ in der Budaer Vorstadt begegnet uns 1746 zum ersten Mal. Márton Gregorics, Kaufmann, machte damals der Stadt ein Angebot, dass er bereit ist, die „Ballukanya“ zu säubern, in Ordnung zu bringen und in eine Wiese umzuwandeln, wenn er sie für acht Jahre steuerfrei bekommt. Der Vertrag wurde auch geschlossen. Nur erscheint in der Rechnungslegung der Stadt, dass die Stadt 1758/59 die Wiese umschanzen und einen wasserableitenden Graben bis zum „Canalis“ stechen ließ. Wie sich später herausstellte, wollte man damit mehrere Ziele verfolgen. Die oberste Quelle beschlagnahmte die Stadt für die Trinkwasserversorgung der umliegenden Bewohner und errichtete einen Waschplatz für die Frauen. Das Wasser der auf dem Beckenboden sprudelnden Quellen sammelten sie zwischen den Dämmen. In diesen konnte man Pferde schwimmen lassen. Am südlichen Ende des Beckens wurde eine Schleuse errichtet. Dor konnte man die Menge des gespeicherten Wassers regulieren. Das überschüssige Wasser leitete man durch den Graben in das heutige Pécsi víz [Pécser Wasser]. Das in dem Becken gespeicherte Wasser diente zugleich als Reserve für einen eventuellen Feuerausbruch. Den Aufbau der gesamten Anlage kennen wir aus späteren Karten sehr gut. Die Situation der Innenfläche hat sich in diesem Zeitraum wesentlich geändert. In der Tettye utca sind am Fuße der Weinberge Wohngrundstücke entstanden und es wurden Häuser gebaut. Das Grundstück des einstigen Nonnenklosters wurde auch bebaut. Nachdem die Dominikaner von dort zwischen 1725 und 1730 die für den Bau ihres Ordenshauses benötigten Steine abtransportierten, erlaubten sie einigen Bürgern, auf dem dortigen Ruinengebiet gegen Mietzins Wohnhäuser für sich zu bauen. Die Grundstücke formierten sich erst später. Das ist auch an den Formen der Grundstücke zu erkennen. Es ist sichtbar, dass die Häuser nicht zu den Grundstücken gebaut wurden, sondern die Fläche später aufgeteilt wurde, so wie es möglich war. Die Stadt hat hier nicht interveniert. Die 1722er Konskription hat die dort stehenden etwa ein Dutzend Häuser als auf dem Gelände der Dominikaner erbaut registriert. Ausgebaut ist die einstige Mindszent utca, auch die nördliche Hälfte der Sörház utca. Das frühere Immobiliar der Jesuiten am unteren, südlichen Teil der Gasse unter dem Ágoston tér kaufte infolge der Auflösung des Ordens die Stadt und parzellierte sie schon 1776. So entstand die östliche, geradzahlige Häuserreihe der Sörház utca. Auf der anderen Seite des Tettye Tales wurde mit der Bebauung der Barátur környék begonnen. Die jetzt den Namen Barátur tragende Gasse war nur ein Graben, an dessen nördlicher Seite am Fuße der Weinberge es überwiegend so genannte „unterirdische Häuser“, Domus subterranae gab. Das letzte wurde 1850 mit einem 9 Quadratklafter großen Grundstück verkauft. Danach begann – offenbar wegen der Uneignung des Geländes – ein leerer, unbebauter Abschnitt. Danach folgte die komplett bebaute Majtényi utca und darüber einige Häuser. Die Ady Endre utca erstreckte sich bereits bis zur Katalin utca. Der darunter liegende Teil entwickelte sich wenig, dort, in der Benga wollte man auch keine weitere Ausbreitung. Auf dem Gebiet befanden sich die Äcker der Stadt. Auf diesen wollte die Stadt einen Friedhof anlegen als Erweiterung des voll werdenden Mindenszentek [Allerheiligen] Friedhofs. Dazu wurde die Stadt aufgrund der Verordnung des Statthalterrats vom 21. September 1777 gezwungen, der die Reihenbestattung und eine dreißigjährige Ruhephase der überfüllten Friedhöfe anordnete. Für die nichtkatholischen Bewohner hatte man bereits einen Teil, mit einem 61 Klafter großen Graben, abgetrennt und dort 1786 mit zwei Gulden ein schmuckes Kruzifix erstellt.

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Der neue Friedhof wurde trotzdem nicht dort angelegt. Die Felsővámház utca erreichte bereits das obere Zollhaus [Mauthaus]. Darunter wurden die Lánc, Harangöntő, Alsó und Felső balokány Gassen bis zur Halász utca besiedelt. Die ersten Häuser erschienen an der Ostseite des Irányi Dániel tér sowie auch am Anfang der Zsolnay Vilmos utca. Auf fast allen Grundstücken der Felsőmalom utca wurden auch Wohnhäuser gebaut, obwohl die Mühlen, Gerberei- und Tuchmacherwerkstätten weiter in Betrieb waren. In dieser Zeit, 1773, erbaute József Pelikán das Gerberhaus Nr. 9, welches später unter den Namen Mágocser, Bömische Dörfl, Derfli eine bekannte Tanz- und Unterhaltungsstätte der deutschen Bürgerschaft wurde. So sah die Stadt aus, als sie in den Adelsstand erhoben, freie königliche Stadt – unabhängig – wurde. Anscheinend ging das nicht so ohne Weiteres. Die Stadtverwaltung hat mehr oder weniger versagt. Viel Unerledigtes musste später nachgeholt werden. Ungarisch, bis dahin Sprache der Verwaltung, wurde durch das edlere Latein ersetzt. Aber nicht jeder Beamte konnte in der Schule eminent gewesen sein, denn manche ihrer Formulierungen können auch Lateinlehrern ernsthaftes Kopfzerbrechen bereiten. Die größten Schwierigkeiten waren jedoch wirtschaftlicher Art. Im vorausgehenden Zeitraum waren es die vielen Deputationen, die von diesen nach Wien verbrachten Geschenke, die äußerst prächtige Bewirtung der vielen Besucher, die viel Geld gekostet haben. Der größte Posten war jedoch die Ablösungssumme an den Bischof. Die so entstandenen Kosten konnte die Stadt nur durch Kredite finanzieren, sie war somit total verschuldet. Die meisten Bürger waren sehr arm. Diese konnte man nicht belasten. Das Vermögen der Stadt bestand im Wesentlichen aus Immobilien. Also musste man mit deren Veräußerung beginnen. Als sie damit einigermaßen zurecht gekommen wäre, begannen die Napoleonischen Kriege mit der Inflation als deren Folge. Die Stadt war dauernd voll mit Militär, denn vom „Generalathaus“, dem auch heute noch existierenden „Stock-ház“ wurden die Militärangelegenheiten Südtransdanubiens gelenkt. Vergeblich haben die vielen Soldaten viel Geld in die Stadt gebracht, die Last des Einquartierens, die Ansprüche der Militärgewalt kostete sehr viel. Daher gab es im folgenden, sich bis 1828 erstreckenden Zeitraum keine Entwicklungsmöglichkeit. Die wirtschaftliche Situation der Stadt musste als Nachweis für die Beurteilung erbracht werden, ob sie den Anforderungen für den Rang einer freien königlichen Stadt gerecht wird. Aus diesem Grund ließ der Rat die ganze Stadt, deren Verwaltungsgebiet, 1777 durch den vereidigten Geometer Antal Duplatre vermessen. Dieser hat auch die Karte der Stadt und das Immobilienkataster angefertigt. Von diesen blieb jedoch nichts erhalten. Wir kennen nur Kopien einiger Teile. Wir wissen nicht, ob es genaue Kopien der Duplatre-Karte sind, oder nur mangelhafte, ob sie die bis zum Zeitpunkt des Kopierens eingetretenen Veränderungen beinhalten, oder nicht. Möglicherweise haben auch die Unzulänglichkeiten der Stadtverwaltung dazu beigetragen, dass sich unter den Immobilien Unstimmigkeiten zeigten. Daher beschloss die die Ratssitzung am 13. Februar 1784, dass sie mit dem vereidigten Geometer Ferenc Quits – der später ein ausgezeichneter Ingenieur der Stadt wurde – einen Vertrag schließt, wonach er auf der Basis des Liber fundalis sive Castri eine neue Aufstellung der Immobilien anfertigt, aus der die Immobilien sämtlicher Besitzer nachweisbar sein sollen.

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Dafür bekommt er 200 Gulden und sechs Klafter Brennholz. Die Arbeit wurde auch fertiggestellt, jedoch ohne neuere Karte. Verständlicherweise stimmten die hier angewandten Parzellennummern nicht mi denen überein, die auf den Karten von Duplatre standen bzw. auch auf den verbliebenen Kopien erschienen. Obendrein ging auch die Arbeit von Quits verloren. Es blieb jedoch eine Aufstellung erhalten, die für das Jahr 1786/87 angefertigt wurde. Diese beinhaltet sämtliche Innengewanne, ferner die /:topografische nummer:/ der Immobilie, deren Hausnummer, den Namen des Eigentümers, die Grundstücksmaße und ob es bebaut ist. Zum Glück wurde diese Aufstellung lange für irgend etwas verwendet, denn in den meisten Fällen wurde auch der Name des neuen Besitzers eingetragen. Diese Aufstellung half deshalb oft, weil die Verkäufe nicht immer deklariert wurden, um die Umschreibungskosten zu sparen. Der Statthalterrat von Buda ordnete 1828 die „ Regnicolaris conscriptio“, die landesweite Erhebung an. Zu deren Vorbereitung sandte man den zur Erhebung Verpflichteten eine ausführliche Anweisung zur Durchführung. Die Erhebung ist für Pécs nicht vorhanden, es gibt jedoch eine fehlerfreie Kopie im Komitatsarchiv, die nach dem Exemplar im Landesarchiv angefertigt wurde. Es ist ein wertvolles Material. Aus diesem haben wir die benötigten Daten für den Gegenstand unserer Arbeit entnommen. Dies rechtfertigt, dass wir vom Zustand der Stadt um 1828 eine Karte angefertigt haben. Des Weiteren haben wir die Veränderungen zwischen 1786 und 1828 berücksichtigt. In diesem Zeitraum gab es die schnellste Expansion der Budaer Vorstadt. Wo es nur einigermaßen ermöglicht war, hat die Stadt parzelliert, um zu Geld zu kommen, aus demselben Grund hat sie auch nur wenig investiert. Nach dem Tod des Bischofs Klimo gab es für dessen Anliegen, eine Universität zu gründen, keinen Nachfolger. Für das Domkapitel waren die Sorgen um die immer unwirtschaftlichere Papierherstellung eine unbequeme Last, daher hat es 1819 die Papiermühle verkauft. Der Käufer, Stadthauptmann Spiesz, übergab sie der Stadt und die Bierbrauerei der Stadt zog dorthin hinauf. Darüber baute sie ein mehrstöckiges Haus, darunter Stall, Wagenschuppen, oben Bierausschank und Tanzsaal. Die alte Bierbrauerei wurde verkauft. Die Walkereien unter der Papiermühle hat die Deckenmacherzunft gekauft. Der Mindenszentek [Allerheiligen] Friedhof – der fortan als Ótemető [Alter Friedhof] oder Alsó temető [Unterer Friedhof] benannt wurde – war überfüllt, weshalb dringend Maßnahmen ergriffen werden mussten. Aus irgend einem Grund wurde der bei der Felsővámház utca vorbereitete Friedhof als Ackerland verpachtet und im Weiteren verkauft mit der Absicht, auf dem jenseitigen Ufer des Tettye Baches einen neuen Friedhof zu eröffnen. Es wurde eine Kommission zwecks Begutachtung des auserwählten Platzes – des Zwetschgengartens oberhalb der Mühle des Domkapitels – ausgesandt. Den Bericht der Kommission kennen wir nicht. Wahrscheinlich durfte er, weil man wegen des felsigen Untergrundes keine ausreichend tiefen Gräber graben konnte, ungeeignet gewesen sein. Aus diesem Grund wurden die Weinberge über den Häuserreihen zwischen dem „ deficientium“ und der heutigen Ótemető utca enteignet. Der bis zur Hatház utca reichende Abschnitt wurde behalten, der obere Abschnitt wurde verkauft. Auf dem auf diese Weise gewonnenen Gelände wurde 1792 der neue bzw. obere Friedhof eingeweiht, wo fortan die Bestattungen stattfanden.

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Dieser Friedhof wurde wegen der neuen Bestattungsverordnungen nicht lange benutzt und war 1822 überfüllt. Aus diesem Grund musste der Zaun des Ótemető [Alten Friedhofs] an der Westseite, wo daneben Wohnhäuser standen, restauriert werden und noch im selben Jahr fanden dort die Beerdigungen statt. Nachdem Kaiser Joseph auch den Augustinerorden auflöste, wurden das frei gewordene Ordenshaus und die Kirche ab 1789 die Pfarrei der Budaer Vorstadt. Damit hat die Mindenszentek Kirche ihre ganze Bedeutung verloren und darin wurde im Laufe der vergangenen Jahrhunderte zeitweilig, nur einmal im Jahr, an Allerheiligen eine Messe zelebriert. Die Mühlen des Priesterseminars und des Domkapitels wurden von Privatpersonen gekauft. Der Weber József Ábel hat in den Jahren 1812/14 mit eigenem Geld und Spenden die heutige Kalvarie erbaut. Das Haus in der Sörház utca Nr. 13 wurde von der Stadt gekauft. Es wurde restauriert und als Volksschule vorgesehen. Diese wurde die erste Schule der Budaer Vorstadt. Die beschleunigte Expansion wurde dadurch stark begünstigt, dass die meisten veräußerten Grundstücke sehr preiswert waren. Auf dem Tettye hat die Stadt zwei Gelände veräußert. Auf diesen wurde später die bürgerliche Schießstätte, später Gaststätte, erbaut. Die Stadt veräußerte den Graben entlang der ganzen Stadtmauer. In diesem Zeitraum formierte sich die gesamte Vak Bottyán utca und sogar der Anfang der Hunyadi János út. Sie verkaufte auch Grundstücke für die nördliche Häuserreihe der Vak Bottyán utca, diese waren jedoch nicht so leicht bebaubar. Die Bauherren haben den unteren Teil des Hügels dermaßen abgegraben um eine ebenere Bebauungsfläche zu gewinnen, dass die Stadt dies schon verbieten musste. Auch die Häuserreihe der Sörház utca entlang der Stadtmauer wurde bebaut. So wurde sie, nachdem es die östliche Häuserreihe schon vorher gab, wirklich eine Gasse. In der Vince utca entstanden auch einige Grundstücke. Der Hauptteil bestand jedoch aus den Werkstätten der Korduangerber, der Walker, die nur dann zu Wohnhäusern umgestaltet wurden, als ihr Gewerbe schon im Untergehen war. In der Ausbuchtung der Vince utca neben dem Poturluk Brunnen, in der Talsohle kauften 1806 der Glaser Ulses und János Kniffer das Gelände der zu errichtenden Sägmühle, dem auch noch bürgerliche Grundstücke angeschlossen wurden. Später, 1826, gelangte das Ganze in den Besitz von Kniffer. Die Felsőhavi utca wurde auch um einige Grundstücke verlängert. Die Ady Endre utca wurde nur um einige zerstreute Grundstücke erweitert. Doch die Änderung des Friedhofsplanes ermöglichte darunter weiteren Raum für die Expansion. In der Benga entstand die obere Hälfte der Erzsébet utca und auch der Anfang der Rudas László utca. Auch der Irányi Dániel tér wurde in seiner vollen Länge bebaut. Vielmehr: Nachdem 1813-14 an der Linie der Zsolnay Vilmos utca eine gerade Landstraße erbaut wurde, musste man die schmucke Brücke mit der Statue des hl. Johannes von Nepomuk vor dem Grundstück Nr. 1 weiter nach Süden versetzen, wodurch sich der Platz und die unteren Grundstücke verlängerten. Zwischen der Alsó balokány utca und der Landstraße blieb ein Stück Weideland. Die Landstraße bekam noch eine Brücke dort, wo sie den Balokány erreichte. Von der Felsővámház utca und der Alsó und Felső balokány utcák [Gassen] wird das Regenwasser durch jene namenlose Passage herab geleitet, wohin diese Brücke gebaut wurde, die von dem „Szent Éva képe“ [Bild der hl. Eva] geschmückt wurde.

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Die letzte Brücke wurde vor dem Zollhaus erbaut. Am 27. März 1820 wurden die Felső und Alsó balokány utcák von einer Feuersbrunst heimgesucht. Von der Harangöntő utca hinauswärts brannten 104 Häuser, 96 Ställe, sozusagen alles ab. Der Stadtrat vermutete, dass sich das Feuer deshalb so stark ausbreitete, weil die Häuser zu eng zueinander standen. Um die Dichte der Häuser aufzulockern, hat er die Weidefläche zwischen den Häusern und der neuen Landstraße parzelliert und den Eigentümern der angrenzenden Grundstücke in der Balokány utca veräußert. Daher vollzog sich der Wiederaufbau der Häuser der Alsó balokány utca entlang der Landstraße und es entstand die heutige Zsolnay utca. Um diesen Vorgang abzuschließen, hat er die Grundstücke entlang der Landstraße bis zum unteren Zollhaus verkauft. Auf der Südseite konnte er dies nicht tun, denn das Gelände wurde vom militärischen Transportwesen benutzt. Es verdient hier erwähnt zu werden, dass im Zusammenhang mit der obigen Darlegung die Harangöntő, Felső und Alsó balokány utcák [Gassen] auch verbreitert wurden. Man kann sich eine Vorstellung machen, wie sie ursprünglich ausgesehen haben konnten. Der Balokányer Wassespeicher war dermaßen verschlammt und beschädigt, dass er entschlammt und ausgebessert werden musste. Dies hätte jedoch mehr als 6000 Gulden gekostet. Daraufhin hat der Stadtrat so beschlossen, dass die Arbeiten in besseren Zeiten durchgeführt werden. Für ihn war jedoch die Planung vorteilhaft, denn vom städtischen Ingenieur Simon Novák wurde vom Wasserspeicher – denn damals wurde er nie tó [See] ganannt – vom Schleusensystem, den Staumauern, den Kanälen und Quellen ein detaillierter Lageplan angefertigt, in dessen Kenntnis das ganze „Balokány-Problem“ geklärt werden konnte. Auch die Felsőmalom utca entfaltete sich. Die Stadt verkaufte die im Stadtgraben parzellierten Grundstücke, mit Ausnahme des Katalin köz. Dieses hatte auch weiterhin die Funktion, das Regenwasser am oberen Ende der Tímár utca durch die Stadtmauer heraus zu leiten. An der Ostseite begann die barocke, klassizistische und romantische Häuserreihe zu entstehen. Erbaut wurden die Häuser Nr. 11 und 19. Am Ende der Gasse stand neben dem Budaer Tor die Gaststätte des Bierbrauermeisters. Gegenüber befand sich der Bárány Gasthof, mit anderem Namen das Lambel Wirths Haus. Am unteren Ende der Gasse war der Gasthof Vörös Ökörhöz [Zum Roten Ochsen], in dem es sogar Billard gegeben hat. Besonders erwähnt werden muss der älteste, seriöseste und am längsten existierte Gewerbebetrieb von Pécs, die Glockengießer Werkstatt. Der erste Pécser Glockengießermeister war János Fischer. Er wohnte in der Lánc utca auf einem ziemlich großen Grundstück. Seine Werkstatt hat er trotzdem nicht hier gehabt, sondern in der Gegend um die Kreuzung der Felső balokány utca und der Halász utca, auf einem damals noch nicht bewohnten Gebiet, jenseits der am Rande der Gemeindewiese gruppierten Zigeunerhütten, wo Geiger, Schmiede und Schlosser wohnten – auf dem Grundstück in der heutigen Major utca 10. Dieses wurde 1775 in den Akten noch als Brachland geführt, um 1778 erscheint es jedoch als Glockengießer-Haus. Fischer ist gestorben, seine Witwe hat jedoch der Glockengießer Veinperth geheiratet und der Betrieb blieb erhalten, und zwar bis 1816, als Veinperth den Meierhof auf dem heutigen Irányi Dániel tér 11-13 kaufte und seine Werkstatt dorthin umsiedelte. Auf die vorhin beschriebene Weise kam auch János Kristóf Rupprecht zu diesem Betrieb, der von seinen Söhnen übernommen wurde, und die mit erweitertertem Profilsortiment ausgestattete Gießerei produzierte noch lange in diesem Jahrhundert.

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Nicht für die einzelnen Grundstücke, sondern für die kommunale Grundfläche bedeutsam war die 1804 in Pécs zum ersten Mal amtliche Namengebung für die Gassen. Diese bezog sich natürlich auf die gesamte Stadt. In der Budaer Vorstadt bekamen dreißig Gassen Namen. Jetzt konnte schon im Besitz ausreichender Daten auch die Namengeschichte der Gassen der Budaer Vorstadt fertiggestellt werden. Im zweiten Teil dieses Buches beschäftigen wir uns extra mit der Geschichte der Gassennamen. Es muss besonders darauf hingewiesen werden, dass wir auf dem Lageplan von 1828 die Grenzlinien der einzelnen Grundstücke mit unterbrochenen Linien kennzeichneten, zum Beispiel bei dem Grundstück der Kossuth Lajos utca 59-61. Wir wollten damit anzeigen, dass diese Grundstücke in dem genannten Zeitraum noch eigenständig waren, jedoch später in die vom Platz der raitzischen Kirche her sich ausbreitende Gerberei Erreth eingegliedert wurden. Deshalb ist auf den späteren Karten nur die erweiterte Grundfläche dargestellt und nicht der betreffende Entwicklungsvorgang. Dieser erscheint in stärkerem Maße auf dem Gelände der Zsolnay Fabrik. 1828 gab es nämlich noch keinen Keramikbetrieb, jedoch anschließend, zeitlich gestreckt, entstanden diese Grundstücke. Diese wurden mit noch größerem Verzug von den Zsolnays gekauft. Die Felső balokány und die Major utcák sowie das Vámház [Zollhaus] wurden nämlich schon in diesem Jahrhundert in den genannten Geländekomplex eingegliedert. Diese Wiedergabe konnte irgendwie in einer Zeichnung zusammengefasst, nur mit Ausblendung der vierten Dimension, der Zeit, erfolgen. Diese Grundstücke werden jedoch im Späteren gesondert für sich behandelt. Die in die Parzellen eingetragenen und unterstrichenen Hausnummern wurden im Zuge der 1887 erfolgten Hausnummerierung erteilt: diese Nummern existieren, wohl versteckt, auch noch heute. Die Unterscheidungsmöglichkeit wird durch die Unterstreichung der Nummern ermöglicht. Wir meinen, die Veränderungen dieses halben Jahrhunderts in der Budaer Vorstadt soweit skizziert zu haben. Im Folgenden bieten wir einen Überblick über die bis zum Ende des 19 Jahrhunderts erfolgten Veränderungen. Der Rat erhielt die Meldung, dass 1847 „Antal Piatsek die Mauer der Tettye Quelle um eine Klafter erhöhte“, weshalb, das stellte sich leider nicht heraus. Damit wurde aber höchstens die Ergiebigkeit der Quelle verringert, und das in einer Zeit, in der es ohnehin häufig Beschwerden wegen Wassermangels gab. Die Lage änderte sich grundlegend, als 1892 die Stadt ein neues Wasserleitungssystem bekam. Aus diesem Grund hat die Stadt sämtliche mit dem Tettye zusammenhängenden sämtlichen Rechte enteignet, die Mühlen aufgekauft und fast alle auch abgerissen. Das war das Schicksal, nach einigem Ungemach, auch der Papiermühle. Nach Stilllegung des Bierbrauerei gelang József Piatsek unter schwierigen Umständen der Verkauf zu einem Schleuderpreis. Von ihm kaufte sie Keresztély Hüttner ab und begann erneut mit der Papierherstellung. Er wollte sich auch ausbreiten, denn er kaufte der Stadt auch die Ruinen des bischöflichen Sommersitzes ab. Er machte jedoch Bankrott und die Ruinen wurden wieder Eigentum der Stadt. Schließlich wurden sie 1895 abgerissen und außer den noch heute sichtbaren Grundresten blieb als einziges Denkmal das in Stein gemeißelte Wappen des Bischofs Klimo. Dieses lag um die siebzig Jahre bei den Wasserwerken herum, bis es schließlich in in die Universitätsbibliothek verbracht wurde. Die Südseite des bischöflichen Sommersitzes wurde 1894 wegen Einsturzgefahr abgerissen.

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Als das klassizistische Stadthaus erbaut wurde, empfahl der Stadtrat, das Eingangstor mit den Steinen der Schießpulvermühle zu „bepflastern“. Das bedeutete das Ende der Schießpulvermühle, denn 1834 verschwanden auch ihre letzten Reste auf den Straßen der Stadt. Das Grundstück Tettye tér Nr. 3-6 wurde von der Tettye Gesellschaft gekauft, 1870 wurde es jedoch von dem Schützenverein erworben. Er baute ein Schießhaus und eine Schießbahn, nach anderthalb Jahrzehnten gelangten diese in fremden Besitz und verschwanden. Eine dem Balokány vergleichbare Feuersbrunst erfasste am 21. Februar 1894 die Barátur környék. In der Frühe um 4 Uhr fing eine Scheune an zu brennen. Wegen des zu dieser Zeit wütenden starken Windes verbreitete sich das Feuer schnell. Sein Opfer wurden 56 Wohnhäuser, 33 Ställe und 26 Scheunen. Der geschätzte Wert des Schadens belief sich auf 16.790 Gulden. Der Ó-temető [Alte Friedhof] füllte sich sehr schnell, schon 1832, was auf die Choleraepidemie von 1831 zurückzuführen ist, und es musste dringend ein neuer Friedhof angelegt werden. Da auf dem ursprünglichen Ort in der Nähe der Mindenszentek Kirche kein Platz mehr war, wurde die Gemeindewiese unter der Temető utca der neue Bestattungsort. Die Ó‑ und Új‑temető [Alter und Neuer Friedhof] blieben auch während der Ruhezeit nicht unausgenutzt. Laut einem Bericht aus dem Jahre 1838 wurden die Gräber von den Bewohnern planiert und mit Bohnen, Erbsen und Kartoffeln bepflanzt. Schließlich bat die Stadt den Bischof um Genehmigung für die Nutzung des Friedhofs für weltliche Zwecke, die sie auch erhielt. Der Verkauf des Ó-temető wurde aus Gründen der Pietät, wegen der noch lebenden Angehörigen, verschoben und es wurde nur der Új temető verkauft. Die Mindenszentek Kirche wartete verweist auf die Vergänglichkeit der Zeiten. Schon zu Beginn der Dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts versuchten die Pauliner sich dort anzusiedeln, dann bauten sie doch auf der Magaslati út. Schließlich, 1934-36 baute sich dort der weibliche Barfüßige Karmeliterorden ein Kloster. Für den Friedhof veränderte sich, dass man ihn statt eines Grabens mit einem Steinzaun umgab. Außerdem wurde an dessen südlichen Ende eine Wageneinfahrt errichtet, wegen des großen Höhenunterschieds musste jedoch der Zaun weiter nach Süden versetzt werden. Der an der Ecke der Tettye utca und Vak Bottyán utca stehende Hl. Johannes von Nepomuk-Brunnen und -Becken, durch die der gesamte Wasserbedarf der Innenstadt floss, wurde wegen des zunehmenden Verkehrs gegen Norden versetzt. Als jedoch 1865 das Haus Tettye utca 1, die Czenger Kaserne erbaut wurde, waren sie wieder im Weg. Schließlich hat man das Becken in das Haus eingebaut, die Statue des Heiligen hat man aber in einer darüber errichteten Nische untergebracht. So ist es dort noch bis zum heutigen Tag, zum Glück von einem Eisengitter geschützt. Mit der Zunahme der Bewohnerzahl gab es zuwenig Schulen. Deshalb wurde in der Felsővámház utca 1873 eine beachtliche, große, mehrstöckige Schule gebaut. Mit dieser zusammen formierte sich auch die Farkas István utca. Die alte Schule in der Sörház utca wurde 1885 für eine Bürgerschule für Mädchen umgebaut. Nachdem es noch immer zu wenig Schulen gab, kaufte die Stadt auf dem Ágoston tér eine Mühle und erbaute dort ebenfalls 1885 ihr damals größtes Schulgebäude. Dieses diente einer zweifachen Aufgabe. Im Erdgeschoss gab es einen Kindergarten, im Obergeschoss eine Elementarschule.

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Schon in dieser Zeit wurde das Augustiner Ordenshaus, bzw. jetzt schon Pfarrei, von der Kirche getrennt. Zwischen ihnen floss der Tettye, dessen Flussbett von der Kirche etwas weiter weg umgelegt wurde. Die alte Bierbrauerei in der Sörház utca wurde wieder in Betrieb genommen und gehalten, bis die Bierbrauerei Scholcz ihre moderne Bierfabrik außerhalb der Stadt errichtete. Auch die Fleischereien hat die Stadt verkauft. János Hamerli kaufte im Tettye-Tal in der Vincze utcza das Grundstück Nr. 13-15, eine Korduangerber-Werkstätte, und begann darin mit der Herstellung von Handschuhleder. Das ereignete sich 1877. Als jedoch die Vince utca endlich reguliert wurde, hat man entdeckt, dass er auch den größten Teil des Grundstücks der von der Stadt gekauften Kniffer Sägmühle in Anspruch genommen hatte. Die Handschuhfabrik kam erst in diesem Jahrhundert aus dem Tal herauf in die Ferenc utca. Den Viehmarkt verlagerte man aus der Stadt und an seine Stelle kam vom Szent István tér der Getreidemarkt. Daher wurde aus dem Marhatér [Viehplatz] der Vásártér [Marktplatz]. Verändert hat sich auch das Aushängeschild des Gasthofs Római császárhoz [Zum römischen Kaiser]. Zuerst firmierte er bescheidener, nur unter dem Schild „Hét választófejedelem“ [„Sieben Kurfürsten“], dann wurden daraus Hét fejedelem [Sieben Fürsten], was gar als ungarisch interpretiert werden konnte. An diesem wurde festgehalten, bis daraus ein Volksbüfett wurde. Zum Marktplatz öffnete sich das Tor auch der Első pécsi omnibusz társaság [Erste Pécser Omnibusgesellschaft]. Schließlich gab das Zelt des „Vinkler bioszkop“ der südwestlichen Ecke des Marktplatzes Bedeutung. Das Haus des Henkers wurde von der Citrom utca irgendwohin auf das Gelände des Balokányer Friedhofs verlegt. Als dort der Friedhof angelegt wurde, kam es vor den Steinbruch in der Nähe der Richtstätte. Als man diese 1843 abriss und später der erste Mann der Stadt nicht Richter sondern Bürgermeister hieß, existierte das Henkerhaus weiter als Platz des Abdeckers, daneben die Abdeckerei. Jetzt lautet ihre Adresse Bokor utca 5. Weil die Stadt gegen Osten über die Zollhäuser hinauswuchs, wurden diese, sowohl das obere wie auch das untere, verkauft und dafür wurde an der Mündung der Felsővámház utca in die Budaer Landstraße ein neues gebaut. Es stimmt, dass unter dem Balokány an der Basamalmi út auch eines gebaut werden musste. Der Gründer der Dynastie, der Kaufmann Miklós Zsolnay, kaufte 1851 von Antal Piacsek das Grundstück in der Felsővámház utca 80 sowie die dort stehende Ziegelei. Diese verkaufte er seinem Sohn Ignác, der dort eine Steingutgeschirrfabrik errichtete. Da der Betrieb in wirtschaftliche Schwierigkeiten gelangte, übernahm sie 1864 Vilmos Zsolnay und legte den Grundstein für die heutige Fabrik. Dafür wurde Platz benötigt. Er erwarb die benachbarten Grundstücke, Gärten, Häuser, und wie auf unserer Karte gut ersichtlich, entwickelte sich so das neue Fabrikgelände. Daran hatten auch die Nachkommen Zsolnays einen Anteil. Als letzten Akt bat er die Stadt, sie möge ihm den Hügel der Richtstätte mit dem Steinbruch und die Abdeckerei verkaufen. Die Stadt war dazu auch bereit, wenn er an dem zugewiesenen Platz eine neue Abdeckerei baut. Das tat er auch. Die Abdeckerei baute er als Arbeiterwohnungen um. Den Nachfolgern oblag es, die Einmündung der Major utca in die Zsolnay Vilmos utca um die 30 Meter nach Westen zu verlagern und das so gewonnene Gelände in die Fabrik zu integrieren. Das gleiche Schicksal erreichte auch das Zollhaus. Im Interesse des besseren Verkehrs hat die Stadt die Einmündung der Felsővámház utca östlich vom Zollhaus verlegt und ein neues Zollhaus erbaut.

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So wurde das Zollhaus an die Fabrik angeschlossen. Es musste nur noch die einstige Lehmgrube an der Südseite der Gasse der Fabrik angeschlossen werden, die wegen der Abzweigung der Eisenbahn, der Errichtung eines Verladegleises benötigt wurde. Schon damals wollte man die Verdienste von Vilmos Zsolnay verewigen und benannte nach ihm zuerst die Föld utca. Doch später wollte man sie als Perczel utca benennen, nach anderer Überlegung gab es aus ihr dann die Vörösmarty utca. Die Wirtschaftskommission empfahl der Stadtversammlung, sie möge den Hügel der Richtstätte in Zsolnay Wäldchen, die Abdeckerei in Zsolnay Meierhof umbenennen. Zum Glück wurde von der Stadtversammlung kein einziger Vorschlag angenommen. Schließlich wurde einige Meter über der Richtstätte das Mausoleum erbaut, das über ein halbes Jahrhundert die irdischen Überreste von Vilmos Zsolnay ungestört beherbergte. Bedeutende Veränderungen gab es am Balokány. Damit der See nutzbar werde, musste er gesäubert werden. Dazu hat Márton Offenmüller, stellv. städtischer Ingenieur, einen preiswerten Plan angefertigt. Um den Rand soll das Becken vertieft und aus dem ausgehobenen Schlamm eine Insel gebaut werden. Das umzäunende Schleusensystem ändert sich nicht. Der Plan wurde auch verwirklicht und ab 1838 an den Pelzschneidermeister Ferenc Vitéz verpachtet. Am östlichen Teil des Sees baute er ein Schwimmbecken, auf der Insel einen Ballsaal und Billardsaal. Die Pächter wechselten, bis 1857 Adolf Engel den See pachtete. Die Pacht war gering, weil er sich verpflichtete ein Schwimmbecken aus Eiche, Abmessungen 14 x 8 Klafter, in den See zu bauen, dazu Kabinen zu stellen, einen Park anzulegen und nach 15 Jahren der Stadt ohne jegliche Gegenleistung zu übergeben. Dies geschah dann auch. Er gründete das nach Erzherzog Albert benannte Schwimmbad und und die seit neuestem mit diesem verbundene Turnanstalt. Danach folgten andere Pächter, bis die Holzkonstruktion dermaßen kaputt ging, dass ihre Verwendung gefährlich wurde. Daraufhin hat die Stadt ein ähnliches, etwas größeres Schwimmbecken bauen lassen, fast an derselben Stelle, jedoch aus Ziegeln. Dieses war nicht mehr im See. Denn durch den Bau der Eisenbahnlinie, die die Bahnhöfe Pécs und Üszög verbindet, wurde das südliche Ende des Sees und der Insel abgetrennt. Der verbliebene südliche Teil des Sees wurde mit dem von dem Entschlammen stammenden Material aufgefüllt. Auf der Ostseite wurde das Becken erbaut, an das vom Norden her ein kleineres Freibad angeschlossen wurde. Die Fertigstellung erfolgte 1887, und dieses blieb das Balokányer Bad, bis 1933 das große Schwimmbad mit Tribüne erbaut wurde. Was die Ausbreitung der Budaer Vorstadt betrifft, ist eine Schwerpunktverlagerung zu verzeichnen. Das Anliegen von Gáspár Schneider, Titular-Domkapitular, Liceumsprofessor, war, armen Arbeitern Wohnungen, Häuser zukommen zu lassen. Er erwarb die Mühle des Domkapitels mit dem Pflaumengarten. Am Ende der Ady Endre utca, wo die Marx út abzweigt, kaufte er 1850 ein großes Gelände, dann 1856 jenen leeren Berghang, der zwischen der Barátur környék und dem Fűzfás verblieb. Letztlich erbaute er auf einem für eine Bebauung am allerwenigsten geeigneten Gelände die Gáspár környék. Dort baute er 11 Häuser. Von diesen erwarb Vilmos Zsolnay 1887 acht. So wurde die Bebauung des Hanges des Havihegy komplett.

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Das durch die Tettye, Vak Bottyán, Szöllő, és Mandula utcák [Gassen] begrenzte Gelände war der Gutshof, Garten und Weinberg der Familie Petrovszky. Sie verkaufte diese 1843 an Antal Teielsbauer – vormals Taifelspaur – der das Areal parzellierte. Auch Nachbarn schlossen sich an und so entstanden gegen Ende des Jahrhunderts die Antal, Mandula, Mihály, Szöllő, Derkovits und zum Teil die Zöldfa und Ótemető utcák [Gassen]. Den früheren Újtemető [Neuen Friedhof] bei den Mindenszentek kaufte 1867 Vilmos Zsolnay. Zwischen 1882 und 1894 verkaufte er das Gelände parzelliert. So entstand die Virág und die Hatház utca sowie der weitere Teil der Zöldfa utca. In den weiteren Teilen der Vorstadt gab es im 19. Jahrhundert keine nennenswerte Expansion mehr. Oben schilderten wir die Entstehung und das Schicksal der wichtigsten Objekte in den einzelnen Entwicklungsabschnitten. In wesentlichen Zügen bemühten wir uns, die Richtungen der Ausbreitung der Vorstadt nachzuzeichnen, ebenso das Ausmaß der Ausbreitung und wenn diese eine besondere Begründung erforderte, um deren Klarlegung. Dies bezieht sich selbstverständlich auch auf die Geschichte der Gassennamen. In diesem Werk sind nur diese einleitenden Texte als Lektüre geeignet. Nach ihnen erfolgen nur trockene, dokumentierte Daten. Diese unterschiedlichen Teile sind jedoch nicht unabhängig voneinander. Denn die Daten mussten, nicht zuletzt mit Hilfe der Karten, nach erforderlicher Auswahl, entsprechend gruppiert werden, um das Gesagte daraus entnehmen zu können. Daraus folgt auch, ob es angebracht ist, alle für irgendeine Untersuchung notwendigen Daten zu erheben oder nur einen Teil, ist nicht egal, denn man kann zu stark abweichenden Folgerungen gelangen. Es kommt vor, dass zum selben Bezug zwei abweichende, eventuell widersprechende Angaben zur Verfügung stehen. Unsere Aufgabe war jedoch nicht die Quellenkritik, sondern die Präsentation möglichst sämtlicher Daten. Die Quellenkritik ist Sache des Benutzers. Da die Gegenwart die Vergangenheit bereits in vielen Fällen verdeckt, legten wir großes Gewicht auf die Auswertung der zur Verfügung stehenden Karten. Daraus ergibt sich notwendigerweise, dass die Karten auch bei der Verwendung der Daten unentbehrlich sind. Es soll aber auf einige, mit der Forschung und auch mit der Aufarbeitung der gefundenen Daten zusammenhängende, Dinge erinnert werden. Oben war bereits die Rede von der Fehlerhaftigkeit der Flächenmaße. Vor der ersten Vermessung der Stadt – geschehen 1777 – wurden die Flächenmaße überhaupt nicht in Quadratklaftern angegeben. Wenn die Stadt Grundstücke veräußerte, war nur von Grundstücks- oder Bauplatzverkauf die Rede und es wurde nur der Verkaufspreis genau angegeben. Später wurde schon öfters neben dem Preis die Länge und Breite des Grundstücks genannt. Dies war der Sachverhalt auch bei Privatgeschäften. Nur nach der Duplatre Vermessung bzw. deren Überarbeitung durch Quits erschienen systematisch die in Quadratklaftern angegebenen Maße, aber auch dann noch nicht in einheitlicher Mentalität. Die größeren Grundstücke bestanden aus zwei Teilen, wo der eine Teil das Wohnhaus, Scheune, Stall etc. mit dem Hof, der andere Teil Hausgarten, Gemüsegarten waren.

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In den Registraturen, Konskriptionen fungierte entweder das gesamte Grundstück, oder nur die Fläche ohne Garten. Es gab Fälle, wo die Fläche des Hausplatzes und des Hausgartens auch separat angegeben wurden. Man könnte auch sagen, dass das Angabeverfahren belanglos war, denn keines entsprach der Wirklichkeit. Es gab zahlreiche Fälle, dass die Stadt eine Immobilie vermessen ließ oder dies von Privatpersonen beim Kaufakt oder bei der Erbschaftsteilung erfolgte, es fand sich jedoch kein Beispiel, dass das Vermessungsergebnis mit den registrierten Daten übereingestimmt hätte. Aber auch das kam kaum vor, dass man nach solchen Kontrollvermessungen die Grundstücksregistratur korrigiert hätte. Es gab zahlreiche Fälle, wo das Grundstück geteilt wurde, ein Teil verkauft wurde, der Verkauf offiziell deklariert wurde, das Grundstücksamt den offiziellen Hausbrief aushändigte, das Grundstück mit reduzierter Fläche fungierte jedoch in den späteren Konskriptionen weiterhin mit den ursprünglichen Flächenmaßen. In den Randgebieten war es sozusagen systematisch, dass ein Grundstückchen – mangels Nachbarn – auf einmal anfing zu wachsen, und nur nach Jahrzehnten, eventuell nach Jahrhunderten stellte sich heraus, dass es wesentlich größer ist als die ursprüngliche Maßangabe. Die Abweichungen bei den Kontrollvermessungen ergaben aber nicht 1 – 2 Quadratklafter, sondern 10 – 20, und auch 50 Quadratklafter waren keine Seltenheit. Merkwürdigerweise waren jedoch die Grundstücke im allgemeinen in Wirklichkeit größer als in den Registraturen. Der Grund dieser oberflächlichen Handhabung der Grundstücksmaße könnte in den niedrigen Preisen der Grundstücke zu suchen sein. Ausnahmen sind die Plätze mit herausragender Bedeutung, wie die Hauptstraße, wo man Hausplätze für einen Gulden pro 2 – 3 Quadratklafter kaufen konnte. Das heißt, der Preis für eine Quadratklafter entsprach dem Tagesverdienst eines Taglöhners, aber in den Randgebieten gab es auch noch niedrigere Preise. Besonders die Maurer- und Zimmerergesellen waren bei solchen Parzellierungen häufige Grundstückskäufer, die bald darauf selbst ein Häuschen stellten und so ihre Wohnprobleme lösten. Auch nicht das 1856 eingeführte Grundbuch handhabte die Grundstücksangelegenheiten genauer. In dieses wurden von vornherein nur die Abmessungen der Hausgärten eingetragen. Aber auch dies entsprechend der Abmessung, die im Duplatre Kataster verzeichnet war, und auch noch abgerundet, denn die Flächenmaße eines jeden Gartens enden auf Null. Mit der Zeit konnten sich die Maße des Gartens ändern. Deshalb gab es Fälle, als der Garten in Raten verkauft wurde und beispielsweise ein 50 Quadratklafter großen Garten 2 – 3 40 Quadratklafter große Bauplätze ergab. Das heißt, man darf die in den Daten vorkommenden Grundstücksmaße nicht als authentisch akzeptieren, obwohl sie häufig so etwas wie einen Orientierungswert darstellen. Die Registratur hatte neben ihrer Fehlerhaftigkeit, Starrheit, vom Standpunkt der Forschung aus auch Vorteile. Der wichtigste und arbeitsintensivste Teil der darauf ausgerichteten Forschungsarbeit war die Indentifizierung. Von einem zum Vorschein gekommenen Kaufvertrag oder einem anderen Hinweis festzustellen, auf welches Grundstück er sich bezieht. Wenn sich unter den Daten ein Flächenmaß befindet, sagen wir 137 Quadratklafter, dann war die erste Aufgabe aus einer zeitlich nahen Konskription alle 137 Quadratklafter großen Grundstücke herauszusuchen, wodurch die zu erforschende Datenmenge gründlich eingeengt wurde, denn unter den vorhandenen sagen wir 800 Grundstücken konnte es höchstens 4 – 5 solche Abmessungen geben. Dies hat die Arbeit bedeutend beschleunigt.

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In den 1880er Jahren hat man mit der Methode der Ortsbesichtigung die Katasterkarten aus dem Jahr 1865 modernisiert, diese ergänzt und die Grundbuchämter mit den zwischenzeitlich eingetretenen Veränderungen bei der Einführung des Einlagesystems mit Karten versorgt und sie zugleich zu deren Benützung verpflichtet um die Übereinstimmung der Katasterkarte und des Grundbuchs zu gewährleisten. Das erforschte Material ist dreisprachig, ungarisch, deutsch und lateinisch. Die Häufigkeit des Vorkommens dieser drei Sprachen in den Handschriften ist in etwa jeweils ein Drittel. Überraschend ist, dass uns das slawische Material nur unter den privaten Urkunden begegnet, wie Testamente, Erbschafts- und Kaufvertragssachen. Aus dem ungarischen Material entnahmen wir die Namen buchstabengetreu, auch bei offensichtlicher Verschreibung. Das bezieht sich sowohl auf die Familiennamen wie auf die Taufnamen. Wenn das Material im Interesse der möglichen Reduzierung des Umfanges bedeutend gekürzt werden musste, so taten wir das in heutiger Abfassung, dabei bemühten wir uns jedoch, mitunter ein charakteristisches Wort oder Benennung einzubauen. Wenn es um irgendeine wichtiger erscheinende Sache ging, waren wir bestrebt, wenigstens teilweise zu zitieren, oder das gefundene Material unter Einfügung von Zitaten abzukürzen mit all seinen Fehlern und seiner Orthographie. Aus dem fremdsprachigen Material haben wir nur die Familiennamen buchstabengetreu, die Taufnamen, wenn möglich, in ihrer heute gebräuchlichen Form übernommen. Wenn es keine ungarische Entsprechung gab, dann ebenfalls buchstäblich. Die Namen der Beschäftigung und der Berufe haben wir auch übersetzt, möglicherweise haben wir jedoch nicht die heute gebräuchlichen Formen, sondern die zur damaligen Zeit verwendeten ungarischen Entsprechungen angewandt. Den sonstigen Text haben wir in sinngemäßer Übersetzung verwendet, jedoch nicht lückenlos, denn es wurden einige mit dem Thema nicht eng zusammengehörende Teile weggelassen. Wenn wir das Gefühl hatten, dass die Information authentischer, genauer ist, dann zitierten wir einige Ausdrücke oder Abschnitte in der originalen Sprache. Vielfach verursachte in den städtischen Schriften das „Küchenlatein“ Probleme, welches einzelne Textpassagen fast unübersetzbar machte. Höchstens die Kenntnis der Umstände oder die späteren Ereignisse konnten für die korrekte Deutung Hilfe bieten. In vielen Fällen war die Lage noch schlimmer mit den deutschen Texten, besonders im Material des 18. Jahrhunderts, da jeder nach einer die Mundart und Aussprache reflektierenden „Rechtschreibung“ schrieb. Diese Vielfalt ist wohl verständlich, denn es ist allgemein bekannt, dass die Zuwanderer im 18. Jahrhundert aus vielen Teilen des deutschen Sprachgebietes kamen. Überraschend war im slawischen Schriftmaterial, dass wir kein einziges Mal schokatzischen oder bosnischen Volksnamen begegneten, ebenso nicht dem „zidina“-Wort. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts werden Raitzen, später nur noch Kroaten erwähnt. Überraschungen gab es auch für das Ungarische, z. B. sarutás [Sandalenmacher] aus dem Handwerkerwortschatz. Es gab dafür keine Deutung in der Fachliteratur, obwohl sie sogar eine eigene Zunft forderten. Zum Glück dauerte die gerichtliche Auseinandersetzung mit ihnen ein Vierteljahrhundert, währenddessen sich herausstellte, dass diese nichts anderes als die ungarischen Schuhmacher, mit anderem Wort, die weißen Schuhmacher sind, die sich von den raitzischen oder roten Schuhmachern trennten, mit denen sie zusammen in einer Zunft waren. Sodann wurde dieses Wort ihre örtliche Bezeichnung. Aber auch das ist eine Überraschung, dass man

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um die Mitte des 19. Jahrhunderts in den Schriftstücken und amtlichen Darstellungen, die mit der Lederverarbeitung befassten Meister, die Korduangerber, Pelzgerber, Gerber, sogar einen so großen Manufakturinhaber wie Höffler, sowie Krämer erwähnte. Vielleicht wäre es niemandem aufgefallen, wenn sich in der Vince utca, in der fast niemand wohnte, nicht auf einmal um ein Dutzend Krämer gemeldet hätten. Aufgrund der Identifizierung der Namen konnte man dann über sie erfahren, dass sie bis dahin Pelzgerber waren. Diese Bezeichnung lebte nur kurze Zeit. In diesem Zusammenhang erkundigten wir uns auch bei den Archiven anderer Komitate, nach ihren Antworten trafen sie dort nicht auf derartige Bezeichnungen. Die Erwähnungen in den Beispielen betreffen zwar nicht diese Arbeit, sie kommen jedoch in der Materialsammlung vor. Der Verständlichkeit halber glaubten wir, auch diese Möglichkeiten zu erwähnen. Unter den untersuchten Immobilien, Anlagen gab es auch solche, deren Zustandekommen, die einzelnen Phasen ihrer Errichtung, aus dem durchforschten Aktenmaterial nicht geklärt werden konnten. Wenn es sich um wichtigere Objekte als um einfachere Baugrundstücke handelte, wurde tiefer gehende Forschung notwendig. Zu diesen zählten die Friedhöfe, die Schießpulvermühle, Poturluk und Balokány und noch einige andere Objekte der Budaer Vorstadt. In solchen Fällen konnten einzelne Erwähnungen und Bezugnahmen in ganz fremden Materialien zur Aufklärung fraglicher Punkte beitragen. Bei der Erforschung und Erreichbarkeit derartiger Materialien bot Mária Móró, Hauptarchivarin, in vielen Fällen sehr große Hilfe, der wir auch bei dieser Gelegenheit für ihre Bemühungen und selbstlose Hilfe danken.

József Madas